Tesco/Dunnhumby:
Robert Bosch verlässt Sociomantic mitten im milliardenschweren Verkaufsprozess
Chief Sales Officer Robert Bosch verlässt die Performance-Agentur Sociomantic. Dahinter steckt ein weiterer milliardenschwerer Verkaufsprozess. Diesmal geht es um die Mutterfirma Dunnhumby, an der unter anderem WPP, KKR und Google Interesse haben.
Robert Bosch verlässt die Performance- und Retargeting-Agentur Sociomantic. Er kam im August 2013 und übernahm den neu geschaffenen Posten des Chief Sales Officers. Seine Aufgabe war vor allem, die Internationalisierung voranzutreiben. Die Berliner Agentur wurde in dieser Zeit an den britischen Konsumentendatenspezialisten Dunnhumby verkauft. Dahinter wiederum steckt das Kundenbonusprogramm des britischen Einzelhandelsriesen Tesco.
Derzeit befindet sich Tesco jedoch in Verkaufsgesprächen für seine Datentochter. Massives Interesse bekundete WPP-CEO Sir Martin Sorrell. Er hatte gegenüber Analysten bereits im März erklärt, dass er die 1989 gegründete Datenfirma kaufen will, die mehr als 2000 Mitarbeiter beschäftigt.Daneben haben die Private-Equity-Firmen Advent International, General Atlantic Partners und KKR ihre Fühler ausgestreckt. Gleichzeitig wird auch eine Allianz aus Google und dem Finanzinvestor Permira kolportiert. Laut Presseberichten stellt sich Tesco einen Kaufpreis von zwei Milliarden Pfund vor, was etwa 2,9 Milliarden Euro entspräche.
Tescos CEO Dave Lewis, der den Posten vor einem Jahr kurz nach dem Kauf von Sociomantic übernahm, braucht Geld und will die Kosten senken. Die zuletzt 91 Milliarden Euro Jahresumsatz geraten unter Druck. Der Gewinn betrug nur mehr 1,4 Milliarden Euro. Der Einzelhändler leidet unter anderem unter dem Preiskampf mit Aldi, Lidl und Ocado sowie unter dem wachsenden Online-Handel. Dunnhumby hat über das Tesco-Bonusprogramm die Konsumenten- und Kaufdaten von über 400 Millionen Personen. Hinzu kommen Profile von mehr als 700 Millionen Online-Shoppern. Der Kaufpreis von Sociomantic lag kolportiert bei annähernd 200 Millionen Euro. Vor einem Jahr lag die Zahl der Mitarbeiter bei über 250 in 16 Märkten und der Mediavolumen bei über 100 Millionen Euro.
Für Bosch wäre es eine Zeit in einem weiteren Verkaufsprozess. Allerdings kam er um das Wachstum bei Sociomantic anzutreiben. Ähnliche Aufgaben hatte er zuvor bei Google, Groupon und bei Springers Vermarkter ASMI. In seiner Rolle als CRO unterstützte Bosch die Expansion in zahlreiche Märkte wie Vietnam, Schweden, die Türkei, Indonesien, die Tschechische Republik, Taiwan und China. "Er kam während unserer intensivsten Wachstumsphase zu uns und trug wesentlich zum Erreichen unserer wirtschaftlichen Ziele und der Expansion unseres Unternehmens bei", sagt Thomas Nicolai, Mitgründer und Managing Director von Sociaomantic. Seine Aufgaben übernimmt nun Gavin Wilson, zuvor verantwortlich für Nord- und Südeuropa.