Insolvenz:
Unister-Teile sollen schnell verkauft werden
Eine "enorme Nachfrage" nach den Filetstücken von Unister verzeichnet Insolvenzverwalter Lucas Flöther. Eile sei beim Verkauf geboten, aber keine Hektik. Auch das zukünftige Marketing entscheidet darüber, wer den Zuschlag bekommt.
Beim Verkauf des schwer angeschlagenen Leipziger Internet-Unternehmens Unister macht der Insolvenzverwalter Druck. Bereits Ende September will er zumindest Teilbereiche verkauft haben, sagte Anwalt Lucas Flöther der Deutschen Presse-Agentur. "Es gibt eine enorme Nachfrage nach der Unister-Gruppe sowie nach einzelnen Assets der Unister-Gruppe." Mit vielversprechenden Interessenten liefen bereits Einzelgespräche. Bei Unister handle es sich um volatile Werte. "Deshalb muss das Ziel sein, die Insolvenzphase möglichst schnell zu überwinden und mit den Portalen auch möglichst schnell wieder zu verlassen."
Unister betreibt mit gut 1000 Mitarbeitern über 40 Internetportale, darunter große Reiseportale wie fluege.de und ab-in-den-urlaub.de. Die Holding hatte vor zwei Wochen Insolvenz angemeldet, nachdem Gründer Thomas Wagner bei einem Flugzeugabsturz in Slowenien ums Leben gekommen war. Inzwischen sind zwölf Töchter ebenfalls im vorläufigen Verfahren. Allein bei der Holding sollen sich die Verbindlichkeiten auf knapp 40 Millionen Euro belaufen.
Natürlich habe sich die Insolvenz und die Berichterstattung über das ominöse Kreditgeschäft, bei dem Wagner kurz vor seinem Tod in Venedig
um 1,5 Millionen Euro betrogen worden sein soll, auf die Geschäfte ausgewirkt. "Wir haben mit diesen Folgen gerechnet und es gab
natürlich Buchungsrückgänge», sagte Flöther, ohne Zahlen zu nennen. "Erfreulicherweise hat sich gerade in der letzten Woche diese
Situation aber stabilisiert, so dass der Geschäftsbetrieb nicht gefährdet ist." Die Buchungen seien sicher, betonte er.
Dennoch sei beim Verkauf Eile, wenn auch keine Hektik geboten. "Hinzu kommt, dass ein Investor, gerade wenn vielversprechende Namen
dahinter stehen, in der Lage wäre, mit seinem Kapital auch das Marketing möglichst schnell wieder hochzufahren. Was den Marken ja
auch gut tut.» Ende September soll das Insolvenzverfahren eröffnet werden, erst dann kann der Verkauf tatsächlich erfolgen.
Filetstück der Gruppe ist der Bereich Travel, der "für sich genommen als Ganzes, aber abgespalten vom Restkonzern veräußert werden
könnte". Die Wünsche der Bieter seien jedoch vielfältig. Mal gehe es ums Ganze, mal nur um Teilbereiche, Marken oder Portale.
Wegen der Venedig-Reise Wagners ermitteln neben der Generalstaatsanwaltschaft Dresden auch von Flöther beauftragte Anwälte. "Wenn es so ist - und das sage ich jetzt im Konjunktiv-, dass hier Firmengelder benutzt worden wären, also diese ominösen 1,5 Millionen im Koffer, dann wäre ich verpflichtet, diese Ansprüche zu verfolgen." Es dürfte allerdings nicht einfach sein, das Geld wieder zurückzuholen.
Nach dem Absturz waren am Unglücksort 10.000 Schweizer Franken gefunden worden. Wagner soll in Venedig Betrügern 1,5 Millionen Euro
als Versicherung für einen 10-Millionen-Kredit übergeben, im Gegenzug aber größtenteils falsche Schweizer Franken erhalten haben. Unklar
ist, wie der 38-Jährige das Geld zusammenbekam. "Ich kann zu diesem konkreten Sachverhalt natürlich nichts sagen, nur ganz abstrakt: Ich
kann mir momentan nicht vorstellen, dass bei einem Konzern dieser Größenordnung der alleinige Geschäftsführer ganz allein zur Bank gehen kann und dort, ohne das es andere mitbekommen, solche Beträge abheben kann", sagte Flöther. (dpa)