Montag, 11:05 – Austin Convention Center, Exhibit Hall 5

Auch das gehört zu einem Messefestival wie der Bartel zum Most: Produktpräsentationen. Hier erklärt Stephen Wolfram, was mittlerweile mit Wolfram Language möglich ist und mit welch einfacher Syntax die wissenschaftliche Suchmaschine Wolfram Alpha dazu gebracht wird, komplexe Analysen und Vergleiche auszuspucken. Während alle im ersten Moment mit einer Art "Aha" reagieren, kann man nach einigen Minuten förmlich hören, wie die Reisegruppe darüber nachdenkt, was sich mit dieser Sprachlogik noch anfangen lässt.

Montag, 11:15 – Austin Convention Center, Ballroom C

Mehr Health Tech, mehr Datenerfassung. Für IBM spricht Chris Moose über Verhaltensbeeinflussung als Change Management. Denn, so beklagt er: Jeder spricht über technologische Innovationen, kaum einer spricht darüber, wie die Menschen sie anwenden und wie sich menschliches Verhalten im Sinne der Gesundheit ändern lässt. Er identifiziert sechs Schritte – Nutzerbedürfnisse erkennen, Nutzerumwelt beachten, relevant sein, einfach sein, Nutzer anleiten, weiter Mehrwert schaffen – und liefert spannende Beispiele. Denn was nutzt etwa die Auswertung meiner Fitnessband-Daten, wenn sie Woche für Woche nur die gleichen Informationen liefert, ohne Handlungsempfehlungen abzuleiten?

Montag, 11:23 – Austin Convention Center, Ballroom C

Spätestens jetzt tun einem alle Health-Tech-Referenten leid, die nach Jason Levy präsentieren. Denn tatsächlich passen so viele der hier vorgestellten Ansätze nahtlos in Levys Aluhut-Präsentation.

Montag, 12:30 – Austin Convention Center, Exhibit Hall 5

Auch wenn "How Innovation Happens" drübersteht: Walter Isaacson vom Aspen Institute, US-Chief Technology Officer Megan Smith und Google-Chairman Eric Schmidt plaudern jenseits des Titels und auf hohem Niveau ganz generell über den Stand der Digitalisierung, über Diversity und immer wieder über die Geschichte der Branche.

Jenseits der konkreten Themen kommen uns zwei Metagedanken: Zum einen würde man um jeden einzelnen der Speaker, die bei der SXSW so im Tagesprogramm auftauchen, anderswo ganze Konferenzen stricken. Und: Ein öffentliches Gespräch wie dieses hier ist in Deutschland praktisch nicht möglich. Es gibt die Senior-Beratungs-Perspektive etwa eines Walter Isaacson hier einfach nicht, und auch seine Gesprächspartner haben hierzulande kaum eine Entsprechung. Christoph freut sich, viele der Punkte etwa seines SPD-Interviews hier wiederzufinden. Und ist zugleich zart frustriert.

Montag, 09:30 – Downtown Austin

Das 3M Lifelab weicht einer Konzerbühne. Die Markenpräsenz von 3M – immerhin eines der innovativsten Unternehmen der Welt – sah bis dahin schick aus und wirkte dennoch fehl am Platz. Unter Regenbogenreflektionen gab es Produkte und Schaukästen. "Irgendwie", so Christoph, "hat 3M niemand gesagt, dass das hier ein Festival ist und nicht die CeBIT."

Montag, 14:30 – GE BBQ Research Center

"In here, we only talk Barbeque. If you want to talk about something else, please go outside." – Das Barbeque Research Center, das GE vor dem ACC aufgebaut haben, ist die Antithese zum trist-bunten 3M-Bau: Es sieht erst einmal unspektakulär aus, präsentiert in seiner Thematik und absurden Ernsthaftigkeit aber zentrale Markenwerte von GE. Hier geht es um Technik, um Chemie, um Messapparaturen und darum, abstrakte Expertise anfass- und essbar zu machen. Kurz: ein beispielhafter Markenevent, der wie kaum ein anderer perfekt zum Anlass und zum Ort passt.

Sonntag, 23:30 – 333 E 2nd Street

Aus dem Samsung-Haus bollert es funky. Wie so viele Marken von Mashable über McDonald’s bis zu Dailymotion baut sich Samsung als Party-Relief-Spektakel für den gestressten Konferenzbesucher auf. Von Markenseite versucht halt jeder, mit dickem Programm attraktiv zu sein und als Bonus während der eigenen Party noch neuen Content und eigene Memes zu generieren. Und sammelt dabei über die RSVP-Pflicht Besucherdaten ein. Und aus Besucherperspektive versuchen halt alle, möglichst überall auf der Liste zu sein. In der Hoffnung, am Ende dort zu landen, wo uns irgendwann die richtige Portion Businessglück oder einfach nur der richtige Wahnsinn begegnet.

Montag, 18:15 – Austin, TX

Die Abendplanung der Reisegruppe weckt "American Psycho"-Assoziationen. Jeder steht irgendwo anders drauf, hat auf irgendetwas anderes Lust, hat von irgendwem noch gehört, dass man hier und dort noch etwas erleben kann. Am Ende lässt sich jeder durch die Stadt treiben und wir treffen uns – Hey, Serendipity! – mehr zufällig dort, wo wir es eigentlich am wenigsten erwarten. Und finden uns auf einer Party mit dem Selfmade-Milliardär Mark Cuban wieder, der wie ein kleines Sonnensystem mit seiner Entourage über die Tanzfläche gleitet, während namenlos bleibende deutsche Touristen unglaublich unscharfe Paparazzifotos schießen. Der Clubbesitzer, den Kilian zufällig in der Stadt kennengelernt hatte, nimmt uns beiseite: "Austin loves you. Give me a call when you’re back in town."

Also... morgen?

Die SXSW in Austin, Texas, ist eine dreiteilige Megakonferenz voller Trends, Ideen und Gründungsmythen. Hier gibt es Film, Musik, digitale Zukunft, Helden von gestern, Götter von morgen, jede Menge Luftschlösser und gutes BBQ. Und mittendrin die großen globalen Marken, die Teil des SXSW-Spirit sein wollen. Das Team von TLGG dokumentiert exklusiv für W&V seine Erlebnisse in den USA.


Autor: W&V Gastautor:in

W&V ist die Plattform der Kommunikationsbranche. Zusätzlich zu unseren eigenen journalistischen Inhalten erscheinen ausgewählte Texte kluger Branchenköpfe. Eine:n davon habt ihr gerade gelesen.