Was muss man mitbringen, um ein guter UX-Designer zu werden?

Schon heute ist dies die häufigste Eigenschaft von UX-Designern: Sie sind hybrid, eine Mischung, und genau das ist auch sinnvoll. 

Das Streben nach der bestmöglichen Experience führt UX-Designer in alle möglichen Ecken. Sie bewegen sich ständig außerhalb ihrer Komfortzone. Das bedeutet, dass man sich eine Menge "soft skills" aneignen muss, damit man Leute mit ganz unterschiedlichen beruflichen Hintergründen versteht - und sich ihnen auch verständlich machen kann.  

UX dehnt sich immer mehr aus, nur unsere Arbeitszeit und unsere Aufmerksamkeit tun das nicht. Vielleicht müssen sich UX-Designer beschränken und sich einige wenige Dinge  herauspicken, wo sie wirklich etwas bewegen wollen. Nach dieser Wahl richtet sich dann auch, welche Fertigkeiten man noch braucht.

Wer sich als UX-Designer etwa um Prototypen und Micro-Interaktionen kümmert, für den ist es von unschätzbarem Wert, sich mit Frontend-Entwicklung zu beschäftigen. Für jemanden, der sich auf Design-Strategie spezialisiert, ist das dagegen weniger wichtig.

Ich beschreibe UX-Designer immer als menschliche Wesen, die nie die Warum-Phase verlassen haben. Wir lernen von allem ein bisschen auf unserem Weg.

Brauchen wir in Zukunft noch Bildschirme?

Jetzt dreht sich doch alles um Sprachsteuerung, oder? Ich denke, es gibt darauf keine richtige Antwort ohne den Kontext. Bei manchen Interaktionen hilft der Verzicht auf Screens, etwa wenn wir Hände und Augen für etwas anderes brauchen. Bei anderen klappt es besser mit einer visuellen Oberfläche. So weit der Stand heute. 

Diese Szenarien schließen sich nicht wechselseitig aus. Am Ende läuft es darauf hinaus, stimmige Experiences zu schaffen, egal in welchen Kanal, auf welchem Gerät oder mit welcher Benutzeroberfläche.

Wer weiß, was wir in 50 Jahren als überflüssig betrachten?

Lieber in der Industrie arbeiten oder in einer Agentur?

Beides hat Vor- und Nachteile, daher kommt es auf die Haltung und Neigung jedes Einzelnen an. In Agenturen gibt es eine große Bandbreite an Projekten und Möglichkeiten. Ich kann mich nicht entsinnen, dass ich mich schon einmal gelangweilt hätte in meinen Agentur-Zeiten. 

Andererseits sollte man bedenken, dass die Arbeit manchmal irre viel ist und das Umfeld wegen der Termine und dem hohen Anspruch sehr stressig. Um das voll und ganz zu genießen, muss man sich schon abhärten.

In der Industrie einzusteigen, ist etwas komplett anderes. Dort kann man sich wirklich tief in eine Sache eingraben, weil sich Termine vorausschauender planen lassen und man auch nur eine Branche im Auge behalten muss. Normalerweise ist dort das Tempo etwas gemächlicher.

Aber - und hier kommt das Contra - Fortschritte dauern oft länger, und andere von seinen Ideen zu überzeugen, ist keine leichte Aufgabe.

Wer diese Möglichkeit in Betracht zieht, sollte sich Zeit nehmen, herauszufinden, wie wichtig der Marke UX ist und nachforschen, was in dieser Hinsicht schon geschieht.

Ich schlage vor, sich beide Seiten anzusehen, beginnend in der Agentur. So bekommt man von beidem etwas mit und hat hoffentlich eine klarere Vorstellung, was man später mal machen will. Ich bin mir da selbst noch gar nicht so sicher!

Was müssen Agenturen unternehmen, damit ihre Belegschaft bunter und inklusiver wird?

Ich arbeite zum Glück in einer wundervollen Atmosphäre, umgeben von tollen Leuten von überall her. Akqa ist eine globale Agentur. Zwischen den Büros zu wechseln ist relativ einfach. Das hat schon einen Einfluss.

Zusammen zu arbeiten ist eine große Chance, sich mit anderen Haltungen und Kulturen auseinanderzusetzen. Es gibt nichts Besseres als einen neuen Gesichtspunkt.

Außerdem müssen auch Produkte und Dienstleistungen selbst immer inklusiver werden. Du kannst nichts Brauchbares designen, wenn du die Wertvorstellungen deiner Zielgruppe nicht verstehst.

Sie sagen, Zeitmanagement sei eines Ihrer Lieblingsthemen. Was hilft Ihnen, sich auf Ihre Arbeit zu konzentrieren und neue Inspiration zu bekommen?

Zeit ist eine unglaublich demokratische Ressource. Wir alle haben jeden Tag dieselbe Zahl an Stunden. Also kommt es alleine auf dich an, was du damit anstellst. Leistung und Lebensqualität hängen direkt mit dem Zeitmanagement zusammen. Deswegen achte ich so darauf. 

Im Studium habe ich nebenbei freiberuflich gearbeitet, dann Vollzeit, später bin ich von einem Startup in die Agentur gewechselt. Ich weiß, dass es viel besser ist, smart zu arbeiten als viele Stunden. Aber ich habe lange das Konzept verfolgt, "lange Stunden auf intelligente Weise arbeiten". Geniale Idee - bis ich eines Morgens mit Burn-out aufgewacht bin. Nicht schön, aber so habe ich eine Menge gelernt. 

Zum Beispiel, dass Zeit zum Erholen fundamental ist, um seine Leistung zu steigern, und das bringt mich dazu, mich bei der Arbeit noch mehr aufs Wesentliche zu konzentrieren, so kann ich so viel Qualität wie möglich in die Zeit, die ich mir selber zugestehe, quetschen. Ich habe gelernt, Ablenkungen aktiv zu blocken, in kurzen Etappen zu arbeiten. Das entspricht meinem Lebensstil.  

Ich habe gelernt, mir selbst mehr zuzutrauen, mich selbst mehr herauszufordern und mich Situationen auszusetzen, die ich nicht besonders mag. Sich manchmal unwohl zu fühlen, ist ein großartiger Weg, Inspiration zu bekommen. Deine Sinne sind hellwach und du wirst überraschend empfänglich für neue Ideen.


Annette Mattgey, Redakteurin
Autor: Annette Mattgey

Seit 2000 im Verlag, ist Annette Mattgey (fast) nichts fremd aus der Marketing- und Online-Ecke. Als Head of Current Content sorgt sie für aktuelle Geschichten, Kommentare und Kampagnen auf wuv.de. Außerdem verantwortet sie das Themengebiet People & Skills.