Und wo wir beim Thema Zeit sind: Ja, es macht Arbeit, wenn ein erheblicher Teil der Angestellten Teilzeit arbeitet. Es verlangt eine sehr gute Organisation und zwar sowohl von der Agentur (haben wir) als auch von den Teilzeitkräften. Manchmal nervt es einfach, wenn es keinen Spielraum gibt und eine Mitarbeiterin mitten im Meeting sofort los muss, weil das Kind krank geworden ist. Gleichzeitig können durch klare Zeitfenster aber auch endlos-Termine vermieden werden, in denen längst schon alles gesagt ist, aber keiner aufsteht, weil die Stühle gerade wohl temperiert sind: Das lange Meeting ist nicht immer das effiziente Meeting.

Ein klarer Vorteil, den Mütter häufig mitbringen, ist dafür eine hohe Effizienz und Coolness in stressigen Situationen. Das kommt dem ganzen Team zu Gute und kommt sicher nicht von ungefähr, denn Arbeiten mit kleinem Kind oder Kindern verlangt Müttern einiges ab. Und dazu gehören nicht nur gute Nerven und die Fähigkeit zur Priorisierung.

Es gibt für arbeitende Eltern keine Komfortzonen

Es geht auch um die  Einsicht, dass arbeitenden Eltern definitiv raus aus der Komfortzone müssen. Wenn man einen leitenden Job mit Teamverantwortung hat, ist es mit 50 Prozent Arbeitszeit in der Regel nicht getan, da muss es etwas mehr sein. Und dass sie Tag für Tag ein Fulltime-Programm zu erfüllen haben, dass auch einen Hochleistungssportler an seine Grenzen treiben könnte.

Aber die Wahrheit ist auch: Keiner von uns würde all das missen wollen. Denn "unsere Eltern" haben kluge, kreative Köpfe, die sie auch nach einer Geburt gern jenseits von Windeln und Spielplatz-Talk einsetzen möchten. Und wir möchten nicht auf fantastische, kompetente, lieb gewonnene und langjährige Mitstreiter und Mitstreiterinnen verzichten, nur weil sie - wie viele Menschen -  ein ganz normales Leben mit Familie führen wollen.

Das Leben ist nun mal bunt und unberechenbar  - und mit dieser Lebenswirklichkeit sollte man doch gerade in einer Kreativagentur umgehen können. Schließlich suchen wir die besten Kreativen, der Familienstand ist da zweitrangig.

Genau wie in jedem anderen gestandenen Unternehmen gibt es bei uns eben nicht nur die 20-jährigen "karrieregeilen" jungen Hupfer – die nebenbei bemerkt jede Menge Wünsche nach unbezahltem Urlaub, Sabatticals und reduzierten Arbeitszeiten vorbringen. Sondern auch die "gestandenen" und erfahreneren Mütter und Väter - die sich auch dann nicht aus der Ruhe bringen lassen, wenn der Kunde spontan sein Baby zum Präsentationstermin mitbringt.

Immerhin wissen wir ja, wie schnell man als Elternteil in so eine Lage kommen kann. Und wir sind professionell genug, um damit umgehen zu können. 

Die Autorin: Irmgard Hesse ist Gründerin und Geschäftsführende Gesellschafterin der Branding- und Designagentur Zeichen & Wunder. Seit über 20 Jahren arbeitet sie täglich als Markenexpertin. Und seit über 15 Jahre feilt sie als arbeitende zweifache Mama – ebenfalls täglich – am idealen Alltag.


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Autor: W&V Redaktion

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