Im internationalen Vergleich steht Deutschland gut da

Im internationalen Vergleich sieht die Situation in Deutschland wiederum noch relativ gut aus. So fallen sowohl übergreifend als auch bei den einzelnen Formen der Benachteiligung die Werte der deutschen Umfrageteilnehmer erheblich niedriger aus. Im Schnitt liegen sie in allen Kategorien etwa zehn Prozent unter dem Durchschnitt der weiteren untersuchten Länder. Am stärksten betroffen sind dagegen die Berufstätigen in den USA: Hier haben 61 Prozent der Befragten schon Diskriminierung erlebt, Rassismus (42 Prozent) und Altersdiskriminierung (45 Prozent) werden doppelt so häufig erlebt als in der Bundesrepublik. 

Eine mögliche Ursache für das bessere Abschneiden Deutschlands könnte laut der Studie darin liegen, dass viele Unternehmen hierzulande von der Mitarbeiterschaft nicht so divers aufgestellt sind. Das heißt, es gibt von vornherein keine oder kaum Anlässe für offene Diskriminierung. Zwar gaben 62 Prozent der Befragten an, bei einem Arbeitgeber angestellt zu sein, der über eine diverse Belegschaft verfügt. Gleichzeitig bedeutet das aber, dass mehr als ein Drittel der Berufstätigen in Betrieben arbeiten, in denen das nicht der Fall ist. Der internationale Durchschnitt ist dagegen mit 71 Prozent deutlich höher, in den USA arbeiten sogar 77 Prozent der Befragten in einer von Vielfalt geprägten Belegschaft.

Felix Altmann mahnt daher auch zur Vorsicht bei der Interpretation der Ergebnisse, zumal "die wahrgenommene Diskriminierung immer auch im Auge des Betrachters" liege: "Daher könnte die Ursache für die geringeren Werte auch in der mangelnden Sensibilisierung für Diskriminierung am Arbeitsplatz liegen." Immerhin bescheinigen 47 Prozent der Befragten ihren Chefs, die Anstrengungen für Diversität und Inklusion verstärkt zu haben. Fast die Hälfte fordert aber für die Zukunft ein noch stärkeres Engagement in diese Richtung, bei den 18- bis 34-Jährigen sind es 54 Prozent.

Zahl entsprechender Stellenanzeigen deutlich gestiegen

Eine Analyse der Stellenanzeigen auf Glassdoor unterstreicht diesen Eindruck: Im August 2019 waren in allen vier untersuchten Ländern insgesamt mehr als 1000 Stellen mit Fokus auf Diversität und Inklusion ausgeschrieben, also Jobs wie "Gleichstellungsbeauftragte/r" oder "Diversity Manager/in". Davon entfielen rund 800 auf die USA, immerhin 52 auf Deutschland. Das sind 79 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die meisten Stellen wurden allerdings im öffentlichen Bereich wie Gesundheitssektor oder Verwaltung ausgeschrieben, also dort, wo es ohnehin gesetzlich verpflichtend ist. Die Privatwirtschaft dagegen hinkt bei diesem Thema noch hinterher, wobei hier Unternehmen wie Zalando oder Babbel mit gutem Beispiel vorangehen.

Die "Diversity & Inclusion Study 2019" basiert auf einer Online-Umfrage, die im Juli 2019 in den USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland von The Harris Poll im Auftrag von Glassdoor durchgeführt wurde. Insgesamt wurden 3137 Beschäftigte befragt, wobei 645 Mitarbeiter aus Deutschland, 1113 aus den USA, 725 aus Großbritannien und 654 aus Frankreich stammten. Die zusätzliche Analyse der Stellenanzeigen auf der Jobplattform durch Glassdoor Economic Research basiert auf einer Textsuche nach Begriffen, die mit dem Themenfeld Diversität und Inklusion in Verbindung gebracht werden. Die kompletten Studienergebnisse stellt Glassdoor hier kostenfrei zur Verfügung.