Frauen auf dem Arbeitsmarkt:
Mütter lassen sich nicht mehr mit Mini-Teilzeit abspeisen
Der Frauenanteil am Arbeitsmarkt hat sich deutlich erhöht, auch der von Müttern mit Teenie-Kindern. Und nicht nur das: Sie weiten ihre Stundenzahl aus. Was noch fehlt: ausreichend Qualifizierungs- und Vermittlungsangebote für den Wiedereinstieg.
Deutschland hat, was die Erwerbsbeteiligung von Frauen im internationalen Vergleich angeht, kräftig aufgeholt: Mit einem Erwerbstätigenanteil von 75,8 Prozent unter den 20- bis 64-jährigen Frauen erreicht die Bundesrepublik nach Schweden und Litauen den dritthöchsten Wert der EU-Länder. Zum Vergleich: Vor 20 Jahren reichte es mit 58,6 Prozent gerade mal für eine Platzierung im Mittelfeld. Für diese Entwicklung verantwortlich sind vor allem die Arbeitnehmerinnen im Alter zwischen 45 und 54 Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Demnach ist der Anteil der erwerbstätigen Frauen in dieser Altersgruppe von 1993 bis heute um 20,1 Prozentpunkte auf 83,2 Prozent gestiegen. Das sind mehr als in der Altersgruppe der 35- bis 44-Jährigen, die auf einen Anteil von 79,9 Prozent kommen. Gleichzeitig ist die Zahl derjenigen, die in kleiner Teilzeit mit weniger als 21 Arbeitsstunden in der Woche beschäftigt sind, zurückgegangen. Lag dieser 2008 noch bei 31,7 Prozent, waren es neun Jahre später nur noch 28,5 Prozent.
Dafür ist der Anteil der in großer Teilzeit (zwischen 21 und 38 Stunden Wochenarbeitszeit) und in Vollzeit beschäftigten Frauen zwischen 45 und 64 Jahren deutlich angestiegen: Von 42,8 Prozent im Jahr 2008 auf 53,4 Prozent im Jahr 2017.
Mehr Mütter mit älteren Kindern arbeiten
Diese Entwicklung ist hauptsächlich auf den Umstand zurückzuführen, dass zum einen immer mehr Mütter mit Kindern, die schon zehn Jahre oder älter sind, arbeiten gehen und dass diese zum anderen ihren Arbeitsumfang stärker ausweiten. So stieg der Anteil der arbeitenden Mütter mit Kindern zwischen 10 und 14 Jahren von 70,4 Prozent (2008) auf 78,3 Prozent (2017) an. Bei Frauen mit noch älteren Kindern nahm er von 75,3 auf 82,8 Prozent zu. Parallel dazu sind mehr Mütter mit Kindern in diesen Altersgruppen in großer Teilzeit oder im Vollzeitverhältnis beschäftigt.
Als Grund führt die Studie das verbesserte Betreuungsangebot für ältere Kinder nach der Schule an. Außerdem sei den meisten Müttern mit Kindern im Teenageralter wichtig, nicht nur einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, um das Familieneinkommen aufzubessern. Vielmehr habe der Beruf auch eine hohe emotionale Bedeutung sie. Der Job ist also auch für die persönliche Selbstverwirklichung vieler Mütter wichtig.
Vor allem die große Teilzeit ist attraktiv
Vor diesem Hintergrund gehen die Studienmacher davon aus, dass diese positive Entwicklung sich in den nächsten Jahren weiter fortsetzen wird. Allerdings muss dies nicht unbedingt heißen, dass die Mütter mit älteren Kindern künftig zum überwiegenden Teil in Vollzeit arbeiten werden. "Die große Teilzeit kann für sie eine Alternative darstellen", heißt es in der Studie. Die etwas reduzierten Arbeitsstunden könnten auch unabhängig von "den noch bestehenden familiären Aufgaben mit Blick auf die Work-Life-Balance von Frauen und auch Männern in der zweiten Hälfte des Erwrbslebens optimal sein".
Dennoch empfehlen die Verantwortlichen des IW weiterhin einen quantitativen und qualitativen Ausbau der Betreuungsinfrastruktur. Darüber hinaus sollte den Müttern mit längerer Auszeit die Rückkehr in den Arbeitsmarkt erleichtert werden. Hierfür seien gezielte Qualifizierungsangebote, die es ermöglichten, sich wieder auf den aktuellen Stand in den Berufen zu bringen, ebenso wie Beratungs- und Vermittlungsangebote wichtig.