Bei den Zuschauerinnen und Zuschauern gebe es außerdem deutliche regionale Präferenzen, so dass die Dritten stärker "ihre eigenen" TV-Kommissare ins Programm nehmen. "Andererseits gibt es Ermittler, zum Beispiel die aus Münster, die republikweit überdurchschnittlich beliebt sind, was sich auch bei den Wiederholungen niederschlägt."

Eine Rolle bei den Ausstrahlungen spielt natürlich auch das Geld, also die Wiederholungshonorare. Das ist eine Rechtefrage und recht kompliziert. Die Krimis werden nach verschiedenen Konditionen gedreht und bezahlt. Manche entstehen sogar nach dem sogenannten Buy-out-Verfahren ("Ausverkauf"), das heißt, es werden pauschale Honorare bezahlt und die Macher veräußern alle Rechte am Werk, was solche Wiederholungen billiger macht als andere.

Im Schnitt kostet ein "Tatort" heutzutage nach ARD-Angaben zwischen 1,5 und 1,7 Millionen Euro.

Laut "Tatort-Fundus" gibt es Tage mit bis zu drei Wiederholungen erst seit Mitte der 90er, mehr als vier Wiederholungen gab es erst ab 2005: "Man muss sich dabei vergegenwärtigen, dass es - seitdem auch die Dritten Vollprogramme sind - mehr Programmplätze gibt als in den 70er und 80er Jahren."

In den vergangenen Jahren zählten die Experten von "Tatort-Fundus" jeweils fast 500 Wiederholungen pro Jahr in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Um die Statistiken einordnen zu können, ist eine Erklärung der Fundus-Zählweise nötig: Gezählt werden nur sogenannte echte Wiederholungen, wie Experte Werner betont. Wiederhole ein Sender die identische Folge in kurzem Abstand nach der ersten Wiederholung - werde sie nicht noch einmal gezählt, sondern nur ein einziges Mal. Auch die Wiederholungen am Sonntagabend im ARD-Sender One (früher Einsfestival) direkt nach der Ausstrahlung eines neuen "Tatorts" im Ersten werden nicht als "echte" Wiederholung gezählt.

Nach dieser Zählweise ist übrigens die deutsch-deutsche Folge "Unter Brüdern" von 1990 die am häufigsten wiederholte. 35 Mal habe sie bis jetzt als Wiederholung im Fernsehprogramm gestanden.

Hinter dieser Koproduktion von BRD-"Tatort" und DDR-"Polizeiruf 110" mit Götz George als Schimanski und Peter Borgelt als Kriminalhauptkommissar Fuchs liegt der "Tatort"-Klassiker "Reifezeugnis" von 1977 mit 32 Sendeterminen. Dann folgt die österreichische Folge "Passion" von 1999 mit 28 Wiederholungen.

So sieht der "Tatort"-Marathon morgen aus:

- 20.15 Uhr: BR, Tatort: Als gestohlen gemeldet (1975)

- München/Veigl (Gustl Bayrhammer)

- 21.45 Uhr: WDR Tatort: Direkt ins Herz (2000)

- Köln/Hauptkommissare Ballauf und Schenk (Klaus Behrendt und Dietmar  Bär)

- 21.45 Uhr: NDR, Tatort: Herrenabend (2011)

- Münster/Hauptkommissar Thiel und Rechtsmediziner Boerne (Axel Prahl  und Jan Josef Liefers)

- 21.45 Uhr: HR, Tatort: Weil sie böse sind (2010)

- Frankfurt/Hauptkommissare Sänger und Dellwo (Andrea Sawatzki und  Jörg Schüttauf)

- 22.05 Uhr: BR, Tatort: Weißblaue Turnschuhe (1973)

- München/Veigl (Gustl Bayrhammer)

- 22.15 Uhr: RBB, Tatort: Dein Name sei Harbinger (2017)

- Berlin/Hauptkommissare Rubin und Karow (Meret Becker und Mark   Waschke)

- 23.10 Uhr: WDR, Tatort: Das Mädchen auf der Treppe (1982)

- Duisburg/Hauptkommissare Schimanski und Thanner (Götz George und  Eberhard Feik)

- 23.25 Uhr: BR, Tatort: 3:0 für Veigl (1974)

- München/Veigl (Gustl Bayrhammer)

 Gregor Tholl, dpa


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Autor: W&V Redaktion

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