Um eine andere Art von Enthüllungsjournalismus ging es in der Gesprächsrunde mit Playboy-Chefredakteur Florian Boitin und Box-Weltmeisterin Regina Halmich, die sich einmal hüllenlos in dem Männermagazin zeigte. „Vertrauen entsteht durch die Mitwirkenden, durch den Fotografen, durch das Team“, sagt Boitin. „Wir arbeiten mit Menschen, die wiederum für Marken stehen.“ Halmich stand zu ihrer Foto-Session, nur ihre Mama fand es nicht so toll, sagt sie, sie habe es erst kurz vorher gesehen. Gemeinsam gestalten, was Prominente erzählen wollen, etwa bei der Hochzeit von Guido Maria Kretschmar, postulierte in der gleichen Gesprächsrunde Gala-Chefredakteurin Anne Meyer-Minnemann. Auf die Hochzeit habe sie ein Jahr hingearbeitet.

Keine Anzeigen als Schweigeprämie

Besonders spannend dann die Abschlussrunde des GIK-Events, bei der es um Trusted Brands ging, „Vertrauen als Basis für langfristigen Markenerfolg“. Alain Uyttenhoven, CEO Toyota Deutschland, berichtete von den technischen Problemen mit Bremsen vor gut einem Jahrzehnt. Toyota habe die Fehler sofort zugegeben und sich öffentlich entschuldigt. „Wir riskieren lieber negative Schlagzeilen als Ihre Sicherheit“, hatte der CEO damals auch in Deutschland kommuniziert, über Anzeigen, obgleich es hierzulande keine folgenschwere Unfälle gegeben habe. Anders in den USA, wo sich aber jede Woche rund 50 Anwälte bei Toyota melden. „Dort hatten uns Medien auch vorverurteilt, bis der Freispruch kam“. Der Umgang der Medien in Deutschland sei dagegen sehr fair gewesen.

„Dass man die Kirche im Dorf lasse, mit den Leuten reden solle“, sei die erste Spielregel der Medien, auch wenn man natürlich kritisch nachfragen müsse, sagte Ulf Poschardt, Chefredakteur der Welt. Anzeigen als eine Art Schweigeprämie sei ethisch nicht gedeckt. Poschardt wurde dann geradezu philosophisch, hier in leicht gekürzter Form: „Zwischen verschiedenen Milieus verlieren wir die Diskursfähigkeit. Wir verlieren die Sprachfähigkeit. Auch in der Politik. Wir haben Milieus, die sich nicht mehr über eine gemeinsame Sprache austauschen, dass ein Dialog unmöglich wird. Das ist neu. Das untergräbt das Fundament der offenen Gesellschaft. Für uns Medien wird immer wichtiger, dass wir ein Ort sind, an dem substantielle, verantwortliche Diskussion stattfindet. Wir Medien sind verantwortlich dafür, dass das gemeinsame Band der verschiedenen Weltanschauungen intakt bleibt, das ist im Augenblick nicht so.“ Für diese Sätze erntete Poschardt Zwischenbeifall.

In einer ganz anderen Welt sieht sich Petra Winter als Chefredakteurin Madame: „Wir sind ein elitäres Heft, sagen es ganz bewusst, Madame ist ein Luxusmagazin.“ Unterhaltung sei natürlich was anderes als knallharter Newsjournalismus. „Ich kriege keinerlei Hassmails, eher Komplimente, selbst, wenn hintenraus Kritik folgt." 

Qualität schafft Vertrauen: Bei dem Event Best4 bekennen sich Springer, Bauer, G+J, Funke und Burda außerdem zu einer Agenda für mehr Qualität in 5 Punkten: "True Media".


Autor: Jochen Kalka

ist jok. Und schon so lange Chefredakteur, dass er über fast jede Persönlichkeit der Branche eine Geschichte erzählen könnte. So drängt es ihn, stets selbst zu schreiben. Auf allen Kanälen.