
Bauer tritt aus dem Bereich Publikumszeitschriften im VDZ aus
Bauer zeigt die Zähne: Nach dem Streit um die Marketing-Aktion des Verlags im Einzelhandel sieht man "keine Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit" mit dem VDZ mehr.
Nachdem sich die Situation in den letzten Wochen immer weiter zugespitzt hatte, ist es nun passiert: Die Bauer Media Group hat mit sofortiger Wirkung ihre Mitgliedschaft im Fachbereich Publikumszeitschriften des Verlegerverbands VDZ gekündigt. Im Landesverband will Bauer bleiben.
Begründet wird der Schritt mit der kürzlich vom VDZ veröffentlichten Stellungnahme zu Bauers Marketing-Kampagne im Lebensmitteleinzelhandel: Sie wurde, so der Verlag, "als gezielte Geschäftsschädigung empfunden." Bauer sei "ohne sachlichen Grund in der Öffentlichkeit diskreditiert" worden, zugleich habe der VDZ damit in den Wettbewerb eingegriffen. Unter den gegebenen Umständen sehe die Bauer Media Group "keine Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit" - zumal es bereits weitere, "ähnlich gerichtete Aktivitäten gegen das Medienunternehmen" gegeben habe.
Bauer hatte im Rahmen der Marketing-Kampagne Ende November angekündigt, weiterhin direkt mit dem Handel über die Platzierung von Zeitschriften sprechen zu wollen - üblicherweise kümmern sich um diese Aufgaben Grosso und der VDZ. Der Verlegerverband verurteilte den Vorstoß von Bauer dementsprechend: „Die Präsentation im Einzelhandel unterliegt einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Wir haben jüngst im VDZ-Arbeitskreis PMV verabredet, Maßnahmen und Konzepte zur Optimierung der Marktausschöpfung im Einzelhandel im Sinne der Verlage und des Einzelhandels gemeinsam weiter voranzutreiben“, so Torsten Brandt, im VDZ Sprecher der Arbeitsgruppe Pressemarkt Vertrieb (PMV). Die Öffentlichkeitskampagne der Bauer Vertriebs KG erwecke den Eindruck, "als befände sich das Pressesortiment im Einzelhandel in einem generell schlechten und für den Einzelhändler unattraktiven Zustand. Daher wird diese Form der Kommunikation als nicht zielführend bewertet. Presse ist nach wie vor für den Einzelhandel ein hoch attraktiver und wirtschaftlicher Sortimentsbaustein."
Bei Bauer kann man die Kritik nicht nachvollziehen: Die Aktion sei "zulässig und entspricht den üblichen Usancen in der Branche", so das Haus. Entsprechend sei die Reaktion des VDZ "völlig unangemessen". Bei vielen großen und kleineren Verlagen und Nationaldistributeuren sei Einzelhandelsmarketing auch ohne die Einbeziehung des Grosso üblich.
Der VDZ bedautert Bauers Austritt aus dem Fachverband der Publikumszeitschriften (PZ). „PZ und VDZ zeichnet es aus, Sprecher der gesamten Branche zu sein", erklärt Wolfgang Fürstner, Hauptgeschäftsführer von PZ und VDZ. "Der Bauer-Verlag hat sich als Teil der Gemeinschaft verstanden und hat sich in deren Arbeit engagiert eingebracht; deswegen ist dieser Schritt bedauerlich.“ Zugleich betont Fürstner, dass die Hand der Verlagsgemeinschaft ausgestreckt bleibe.
„Zwar war“, so Fürstner, „bei der Positionierung des Bauer-Verlags gegenüber der Verlagsgemeinschaft in Vertriebsfragen trotz intensiver Anstrengungen jetzt kein gemeinsamer Nenner zu erreichen.“ Bei vielen anderen für das Zeitschriftengeschäft wichtigen Themen stünden die VDZ-Mitgliedsverlage und Bauer aber für denselben Kurs.
Manfrd Braun, Sprecher des PZ-Vorstands, ist "nicht ohne Vertrauen, dass wir wieder eine Brücke zu Bauer gebaut bekommen. Das setzt aber voraus, dass uns Sachfragen im Verband nicht trennen. Alle benötigen die Bereitschaft, diese untereinander zu diskutieren und zu einer Lösung zu streben.“