US-Zeitungsbranche:
"Beispiellose Konzentration"
Die beiden nach Auflage größten Zeitungsverlage der USA, Gannett und Gatehouse Media, wollen fusionieren. Sie stehen offensichtlich kurz vor einer Einigung.
Der US-Zeitungsverlag Gannett, Herausgeber des überregionalen Titels USA Today, und der Regionalzeitungsverlag Gatehouse Media befinden sich laut übereinstimmenden US-Presseberichten "in fortgeschrittenen Verhandlungen" über eine Fusion.
Gatehouse Media hat Gannett ein Übernahmeangebot in Form von Cash und Aktien unterbreitet. Wie es heißt, soll der Gannett-Vorstand dem Angebot positiv gegenüberstehen. Eine Einigung könnte deshalb schon in den kommenden Wochen erfolgen.
Der Lokalzeitungsverlag Gatehouse Media ist Teil der New Media Investment Group, die von der Fortress Investment Group kontrolliert wird. Die wiederum gehört zum japanischen Technologie- und Medienkonzern Softbank. Gatehouse besitzt 156 Tageszeitungen wie den Austin American-Statesman und den Oklahoman sowie vor allem kleinere Lokalblätter.
Gannett gibt neben USA Today mehr als 100 Regional- und Lokalzeitungen heraus, darunter die Detroit Free Press, die Arizona Republic, den Indianapolis Star und den Milwaukee Journal Sentinel.
267 Zeitungen unter einem Dach
Wenn die Fusion tatsächlich stattfinden würde, so schätzt der Medienexperte Ken Doctor in seinem Newsonomics-Blog, gehöre jede sechste Zeitung in den USA einem einzigen Verlag.
"Insgesamt würden dann 267 Tageszeitungen ein und denselben Eigentümer haben und unter dem gleichen Management stehen. Das ist in der Geschichte der amerikanischen Presse eine beispiellose Konzentration der Kontrolle", schreibt Doctor.
Erst vor wenigen Monaten hatte Gannett einen feindlichen Übernahmeversuch durch den konkurrierenden Regionalzeitungsverlag MNG Enterprise abgewehrt. MNG war dabei vom Hedgefonds Alden Group unterstützt worden, der den Ruf hat, Redaktionen personell stark auszudünnen.
Schwierige wirtschaftliche Lage
Die US-Zeitungsbranche bewegt sich in einem immer schwieriger werdenden Umfeld. Die Print-Werbeerlöse sind in den letzten Jahren eingebrochen, weil die Werbespendings inzwischen vor allem in die Kassen großer Tech-Firmen wie Google und Facebook fließen.
Im vergangenen Jahr lagen die Print-Werbespendings nur noch bei geschätzten 14,3 Milliarden Dollar – ein Rückgang gegenüber 2017 um 13 Prozent. Im Jahr 2008 hatten sie sich noch auf 37,8 Milliarden Dollar summiert.
Aber auch die verkaufte Auflage der Blätter befindet sich im Sinkflug. Verkauften die US-Zeitungen 1998 werktäglich durchschnittlich 56,2 Millionen Exemplare, waren es 2008 noch 48,6 Millionen und 2018 lediglich noch geschätzte 28,6 Millionen. In den vergangenen 15 Jahren sind Hunderte Zeitungstitel ganz vom Markt verschwunden.