Theresa May:
Britische Regierung will Lokalzeitungen retten
Ausgerechnet das Mutterland der freien Marktwirtschaft könnte den notleidenden Zeitungsmarkt bald mit Staatshilfe stützen.
Der Niedergang des Lokaljournalismus bedrohe die Demokratie, deshalb wolle die Regierung prüfen, ob eine staatliche Intervention nötig sei, um das Weiterbestehen von lokalen und überregionalen Zeitungen zu sichern. Dies erklärte die britische Premierministerin Theresa May bei einer Rede in Manchester, wie der "Guardian" berichtet.
Eine solche Überprüfung müsse unter anderem den digitalen Werbemarkt untersuchen und der Frage nachgehen, ob die Content-Produzenten – und nicht nur Internet-Plattformen – einen ausreichenden Anteil an den Digitalerlösen erhalten, so May weiter. Geprüft werden müsse zudem, ob die Probleme durch eigene Maßnahmen innerhalb der Branche oder aber durch Regierungs-Vorgaben gelöst werden können.
May wies darauf hin, dass in Großbritannien seit 2005 mehr als 200 Lokalzeitungen vom Markt verschwunden sind. Tatsächlich befindet sich der Lokalzeitungsmarkt seit Jahren in einer ernsthaften Krise. Die gedruckte Auflage hat sich seit 2007 halbiert. So verkaufen beispielsweise die beiden Trinity-Mirror-Titel Manchester Evening News und Liverpool Echo, die einst gut über 100.000 Exemplare täglich verkauften, inzwischen nur noch rund 50.000 Exemplare, davon nur etwa die Hälfte zum vollen Copypreis.
Zwar verzeichnen die Online-Ausgaben der Blätter sehr hohe Nutzungszahlen von teilweise über 700.000 täglichen Nutzern (Unique Browsers), allerdings können die Digitalerlöse die drastisch sinkenden Vertriebs- und Anzeigenerlöse im Print-Bereich in der Regel nicht ausgleichen. Mehr als 50 Prozent der gesamten Digital-Spendings in Großbritannien fließen allein in die Kassen von Google und Facebook.