Dieses Ergebnis ist auch deshalb bemerkenswert, weil die Website des Branchenmagazins fast ausschließlich von Beschäftigten der Medienindustrie frequentiert wird. Offenbar sehen viele Medienleute die redaktionelle Berichterstattung zur Coronakrise selbst durchaus kritisch.

Medien eine "eklatante Ausnahme"

Die zweite Umfrage stammt von der zur Publicis Group gehörenden Beratungsfirma für strategische Kommunikation Kekst CNC mit jeweils tausend Befragten in den USA, Deutschland, Großbritannien und Schweden. Durchgeführt wurde sie im Zeitraum vom 30. März bis 3. April, die Fehlerquote liegt bei plus/minus 3,3 Prozent.

"Während die Menschen es eher positiv sehen, wie verschiedene Branchen und Organisationen auf den Ausbruch der Pandemie reagiert haben, gibt es mit den Medien eine eklatante Ausnahme. Wir haben seit Beginn der Krise einen substanziellen Rückgang beim allgemeinen Vertrauen gegenüber den Medien in allen untersuchten Ländern beobachtet", heißt es in einer Mitteilung zu der Studie.

An deutlichsten ist dieser Vertrauensverlust in Großbritannien und Schweden ausgeprägt mit einem Minus von jeweils 21 Prozent, in den USA sind es minus 14 Prozent. Deutschland schneidet mit einem Minus von "nur" acht Prozent dabei noch am besten ab.

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News-Müdigkeit setzt ein

Zudem zeichnet sich noch ein weiterer Trend ab: Vor allem in den USA nimmt bei den Onlinenutzern das Interesse an Berichten zu Covid-19 wieder merklich ab. Anfang März machten die Corona-Berichte ein Viertel aller Page Views auf amerikanischen News-Websites aus. Inzwischen, so zeigen Daten der New Yorker Werbefirma Taboola, ist der Traffic auf den Sites nahezu wieder auf den Level vor Ausbruch der Krise zurückgekehrt.

"Dieses Muster haben wir schon zuvor beobachtet", heißt es in einem Beitrag zu diesem Phänomen auf der amerikanischen Journalismus-Site Niemanlab, so beispielsweise im Zusammenhang mit der Berichterstattung zur Klimakrise. "Dauerhaft hohe Aufmerksamkeitswerte sind nur schwer über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten, unabhängig davon, wie wichtig das Thema objektiv ist."


Autor: Franz Scheele

Schreibt als freier Autor für W&V Online. Unverbesserlich anglo- und amerikanophil interessieren ihn besonders die aktuellen und langfristigen Entwicklungen in den Medien- und Digitalmärkten Großbritanniens und der Vereinigten Staaten.