Edelman Trust Barometer 2020:
Deutsche vertrauen Medien mehr als NGOs
Klimakrise, technologischer Wandel, politische Unruhen: Die Mehrheit der Deutschen zweifelt am System. Auch die Institutionen stehen in der Kritik - am meisten Vertrauen genießen noch die Medien.
Optimismus? Fehlanzeige! Das Vertrauen der Bevölkerung in die gesellschaftlichen Institutionen befindet sich aktuell in Schieflage: Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Edelman Trust Barometers. Das Marktforschungsunternehmen hat über 34.000 Menschen in 28 Märkten befragt und kam zu dem Ergebnis, dass sich die Vertrauenskluft weltweit auf einem Hochstand befindet. Es gibt einen massiven Unterschied zwischen informierter und breiter Öffentlichkeit - dieser liegt in Deutschland 2020 bei 20 Indexpunkten.
Medien sind die vertrauenswürdigste Institution
Zwar wächst das Vertrauen sowohl global als auch in Deutschland leicht, doch die Menschen blicken eher pessimistisch in die Zukunft. Hierzulande steht man den Institutionen nach wie vor kritisch gegenüber - Deutschland belegt im globalen Vertrauensranking nur Platz 19 von 28 Märkten. Trotz andauernder Fake-News-Debatten stellen mit 49 Prozent die Medien die vertrauenswürdigste Institution dar. Danach folgen Wirtschaft (48 Prozent), Regierung (45 Prozent.) und NGOs (43 Prozent). Global gesehen liegt das Vertrauen in die vier Institutionen bei 54 Indexpunkten und konnte damit 2020 um einen Indexpunkt zulegen.
Nur knapp ein Viertel der Deutschen blickt optimistisch in die Zukunft
Nach Japan und Frankreich belegt Deutschland Rang drei der pessimistischsten Länder. Nur 23 Prozent der Bevölkerung blickt optimistisch in die ökonomische Zukunft. Zudem gaben nur 12 Prozent der Befragten an, dass das aktuelle System für sie arbeitet. Über die Hälfte (55 Prozent) findet, dass der Kapitalismus in seiner heutigen Form mehr schadet, als hilft. "Die Menschen sind bei der Klimakrise, im technologischen Wandel und in politisch unruhigen Phasen weiter auf der Suche nach Antworten", sagt Christiane Schulz, CEO von Edelman Deutschland. "Zuletzt verlangten sie dafür besonders den Einsatz der Unternehmen. Weil die Wirtschaft jedoch bislang keine ausreichenden Antworten gibt, stellen immer mehr Menschen das kapitalistische System selbst infrage." Fakt ist: Eine einzelne Institution kann das Vertrauensruder nicht herumreißen - und Unternehmen können den Wandel nicht allein anführen. Vielmehr sollten sie eine stärkere Rolle einnehmen und als Katalysator für Veränderung fungieren.