Brexit:
Discovery sondiert EU-Alternativen zu London
Bei einem "harten Brexit" würden internationale Sender mit Sitz in London die Weiterverbreitungsrechte für die EU verlieren.
Der amerikanische Medienkonzern Discovery plant offensichtlich eine Exit-Strategie für den Brexit. In der internen Sprachregelung des Pay-TV-Anbieters wird London schon nicht mehr als internationales Headquarter bezeichnet, wie die britische Tageszeitung The Guardian berichtet. Discovery verbreitet von London aus mehr als 100 TV-Kanäle innerhalb des EU-Raums. Sollte es zu einem "harten Brexit" kommen, könnten Amsterdam, Paris oder Warschau zur neuen Europazentrale avancieren.
Schon jetzt ist klar: Das Londoner Playout-Zentrum für Europa wird geschlossen und in den amerikanischen Heimatmarkt verlegt. Davon sind rund 100 Arbeitsplätze betroffen. Sicher in London bleiben soll aber das Team für den britischen Markt, wo Discovery 16-TV-Kanäle ausstrahlt und über entsprechende Sendelizenzen der britischen Medienbehörde Ofcom verfügt.
Das Problem für internationale Sender mit Europa-Sitz in London: Kommt es zu einem "harten Brexit", könnten die Sender mit einer UK-Sendelizenz ihre Programme nicht mehr ohne Weiteres im EU-Raum verbreiten. Dazu müsste es erst eine entsprechende neue Vereinbarung zwischen der EU und der Regierung in London geben. Dies beträfe neben Discovery auch Disney, Turner und Viacom, die ebenfalls London als Europasitz haben. Die Sender drängen deshalb die britische Regierung, eine entsprechende Vereinbarung mit Brüssel zu finden.
Discovery scheint allerdings schon mal für den Ernstfall zu sondieren. Als Eigner von Eurosport verfügt der Konzern ohnehin bereits über ein größeres Team in Paris. Außerdem soll Amsterdam, wo beispielsweise auch Netflix seine Europazentrale hat, einer der möglichen Ausweichorte sein. Und auch Warschau ist wohl im Spiel, zumal Kasia Kieli, die im November vergangenen Jahres zur Europachefin von Discovery befördert wurde, ihren Arbeitsplatz in der polnischen Hauptstadt hat.