Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft :
DTM: Sat.1 soll jüngeres Publikum gewinnen
Die DTM will sich drastisch verjüngen. Nicht zuletzt wegen der Überalterung des ARD-Publikums hat sich DTM-Boss Gerhard Berger für Sat.1 als neuen Sender entschieden.
Die DTM will sich drastisch verjüngen. Dafür soll nicht zuletzt der neue Sender-Partner Sat.1 unter der Marke "ran" sorgen. Das neue Konzept wird zum Auftaktrennen am Hockenheimring am Samstag zu sehen sein.
Sat.1-Chef Kaspar Pflüger stellt mehr Sendefläche für die 20 Rennen bereit, zeigt mehr Trailer und hat mit Andrea Kaiser eine neue motorsport-affine Moderatorin. Damit löst Sat.1 die ARD ab, die bis vergangenes Jahr die Deutsche Tourenwagen Meisterschaft für viele Jahre gezeigt hatte.
"Die DTM ist als eine der populärsten und bekanntesten Motorsportserien in Deutschland und Europa ein Premium-Sportrecht", sagt ran-Sportchef Alexander Rösner. Nur hat die DTM auch ein Problem: Sie ist definitiv in die Jahre gekommen. Auch deshalb bekam Sat.1 den Zuschlag. Und sie ist, wie Rösner betont auch "wirtschaftlich abbildbar". ProSiebenSat.1 hatte sich schon vor etwa sechs Jahren um die Rechte bemüht, allerdings ohne Erfolg.
Was für Sat.1 spricht
Bei der ARD verfolgten zuletzt im Schnitt 890.000 Zuschauer die Rennen (Marktanteil: 7,3 Prozent). Allerdings ist dies der Wert für alle Zuschauer ab drei Jahren. In der Zielgruppe 14 bis 49 Jahre waren es nur 210.000 (Marktanteil: 5,4 Prozent). Das macht die Herausforderung deutlich.
Dessen war sich Gerhard Berger bewusst, als er, als ehemaliger Formel-1-Pilot, den Chefposten des DTM-Veranstalters ITR vor etwas mehr als einem Jahr übernahm. "Ein Wunsch der Hersteller war, die Zielgruppen zu ändern", sagt Berger. Er lobt das Erste, sagt aber auch, dass zuletzt "die Luft heraus war." Der Zeitpunkt sei richtig gewesen, um zu schauen, was anders gemacht werden könne. Dazu gehören viele Reglement-Änderungen, aber auch Neuerungen im Rahmenprogramm.
Der Österreicher hat eine Menge Motorsporterfahrung: Er war nicht nur ehemaliger Formel-1-Fahrer (Michael Schumachers Vorgänger bei Ferrari und Nachfolger bei Benetton), sondern auch BMW-Motorsportdirektorund Formel-1-Teammitbesitzer von Toro Rosso.
Seine Kontakte wird er brauchen, um die Rennserie wieder zukunftsfähig zu machen. Nicht nur die Überalterung des Publikums, sondern auch andere, gravierende Gründe haben die DTM in die jetzige Situation geführt. Dazu gehört allen voran der Ausstieg von Mercedes. Die Stuttgarter wollen sich nach 2018 auf die Formel-1 und die Formel-E konzentrieren. Ab 2019 fahren – Stand jetzt – nurmehr BMW und Audi um die Meisterschaft.
Was die DTM plant
Berger wird also versuchen, neue Teams für die Serie zu gewinnen. Unter anderem wird hierfür das Reglement verändert und mit der japanischen Tourenwagenmeisterschaft abgestimmt. Eine Aufstockung ist also alles andere als unrealistisch.
Zumindest auf der Sponsoren-Seite hat Berger im Moment Ruhe. Zuletzt seien keine Hauptsponsoren abgesprungen: ADAC, Aral, Bosch, Dekra die Deutsche Post und Reifenhersteller Hankook sind alle nach wie vor an Bord. Einige engagieren sich auch im TV. Vermarkter SevenOne hat zusammen mit der Sporttochter 7Sports das Programm-Sponsoring an Aral und Bosch verkauft – wobei sich die beiden das Trailer-Volumen teilen. Zudem übernahm Dekra ein Rubriken-Sponsoring.
Laut ProSieben-Sat.1-Vermarkter SevenOne Media sind die Werbeblöcke nahezu komplett ausgelastet. Damit die Fans wenig bis nichts verpassen, wurden zwei kurze Blöcke als Spiltiscreen-Werbung angesetzt. Daneben wird es zwei lange Blöcke geben. Die 30-Sekünder in der DTM wurden im Schnitt für etwa 5700 Euro verkauft. Daneben wird Sat.1 auch Inhalte im Web streamen und die Social-Media-Kanäle bedienen.
Regulär beginnen 17 Rennen wie zuvor um 13.30 Uhr, die Berichterstattung beginnt allerdings schon eine halbe Stunde vorab. Die Ausnahme: Ein Nachtrennen im italienischen Misano. Die DTM will so deutsche Urlauber aus dem benachbarten Rimini an die dortige Strecke locken. Also haben sich die Verantwortlichen für die Startzeit 22.20 Uhr entschieden. Alles im Sinne einer Veränderung.