Allianz gegen Fake-News:
G+J knüpft Bedingungen an Fact-Checking-Initiative von Facebook
Gruner + Jahr bejaht im Kern die Fact-Checking-Initiative von Facebook. Doch Fake-News umsonst enttarnen - das geht dem Verlag zu weit.
Facebook tut sich in Deutschland schwer damit, fürs Enttarnen von Fake-News renommierte Partner aus der Medienbranche zu finden. Und glaubt man Gruner + Jahr, dann muss das soziale Netzwerk um Gründer Mark Zuckerberg erst einmal ein paar Hausaufgaben erledigen, um bei der Suche nach "Fact-Checkern" fündig zu werden.
In einer am Dienstag veröffentlichten "Erklärung von Gruner + Jahr zur Fact-Checking-Initiative von Facebook" heißt es:
"Voraussetzung dafür ist, dass Facebook anerkennt, dass es auch in Zukunft allein für das Geschehen auf seiner Plattform verantwortlich bleibt. Facebook muss bereit sein, die Verbreitung von News, die eindeutig als Falschmeldungen identifiziert sind, unverzüglich zu unterbinden - ebenso wie die möglichen finanziellen Einkünfte von Urhebern dieser Fake-News."
An diese zentrale Forderung schließt sich eine Liste von Punkten an, die die Verlagsbranche Facebook immer wieder mehr oder weniger offen ankreidet. Und die G+J jetzt in Worte fasst:
- Recherche und das Verifizieren von Fakten gehörten zu den Kernkompetenzen eines Verlages, so G+J. Der Wert dieser Fähigkeit wachse in diesen Zeiten. "Es ist deshalb eine Selbstverständlichkeit, dass eine Partnerschaft beim "Fact-Checking" auch eine Geschäftsbeziehung begründen muss."
- Darüber hinaus erwarte Gruner + Jahr, "dass Facebook deutlich mehr als bisher zu einem partnerschaftlichen Verhältnis zwischen Medienhäusern und der Social-Media-Plattform beiträgt", wie es heißt.
- Dazu gehören dem Bertelsmann-Medienhaus zufolge "faire Erlösbeteiligungen für Inhalteanbieter ebenso wie die Anerkennung gemeinsamer Standards in der Werbewirkungsmessung". Zudem müssen die Bedingungen, nach denen Inhalte auf der Plattform verbreitet werden, für die Produzenten der Inhalte sichtbar gemacht werden.
- Und überhaupt: Wenn Facebook seine Initiative ernst meine - und wenn die Erklärung von Mark Zuckerberg über die künftige Rolle seines Unternehmens und die Zusammenarbeit mit Verlagen substanziell sei -, dann sei G+J zu Gesprächen über eine Mitwirkung "gern bereit".
- G+J-Chefin Julia Jäkel fasst es so zusammen: "Wir setzen darauf, dass das Facebook-Management mit Sheryl Sandberg an der Spitze an einem grundsätzlichen Dialog zwischen Publishern und Plattformbetreibern über die künftigen Formen unserer Zusammenarbeit interessiert ist und seine Verantwortung anerkennt. Wenn wir dann sinnvoll daran mitwirken können, dass sich Falschmeldungen nicht weiter verbreiten, werden wir das tun." Sie würde sich auf die Gespräche freuen, heißt es abschließend.
Facebook muss wohl in Vorleistung gehen
Aus diesen Punkten wird deutlich, dass Facebook wohl sehr wenig im Gepäck hatte, als das Team deutsche Verlage - auch G+J - um eine Teilhabe bei einer Initiative gegen Falschmeldungen gebeten hat. Im Zuge dieser "Fact Checking Initiative" sollen Facebook-Nutzer Inhalte als "Fake News" melden können.
Die Notwendigkeit an sich erkennt Gruner + Jahr in seinem Statement an. Für das Unternehmen sei es "selbstverständlich", dazu beizutragen, dass in Deutschland weiterhin offen, zivilisiert und demokratisch debattiert werden könne und Fakten die Grundlage von Meinungsbildung blieben. Doch inwieweit die Fact-Checking-Initiative dafür geeignet sei, lasse sich derzeit nicht bewerten, heißt es.
Für Facebook bleibt damit den Suche nach deutschen Partnern, die das soziale Netzwerk beim Aufspüren und Entlarven von Fake News unterstützen sollen, weiter schwierig. Die Burda-Seite Focus Online steht wohl seit Ende vergangener Woche als Partner im Kampf gegen Lügengeschichten Facebook zur Seite. Das wäre nach dem Rechercheverbund Correctiv erst der zweite deutsche Partner für eine Allianz gegen Fake News, nachdem beispielsweise ARD und ZDF Zuckerberg einen Korb zugunsten einer eigenen Rechercheeinheit gegeben haben.
Dabei drängt die Zeit: Die Bundesregierung hat Facebook mit Bußgeldern gedroht, sollte Zuckerbergs Team nicht entschieden gegen Verleumdungen und andere strafbare Inhalte im Netzwerk vorgehen.