Für viele ist der durchgestylte Designer ein Paradiesvogel mit vielen Schönheitsoperationen und schrillem Outfit. Glööckler macht sich aus solchen Bezeichnungen schon lange nichts mehr - sagt er. Doch gut aussehen will er auch im Dschungel. "Dazu verändere ich mich radikal." Das Haarteil zum Beispiel verschwindet im Schrank.

"Ein Biotop auf dem Kopf und möglicherweise Kakerlaken drin?" Glööckler lacht. "Wie soll das gehen? Dann machen wir doch alles gleich permanent, dass man immer geschminkt ist. Kopf, Augenbrauen, Bart, Lidschatten: alles permanent tätowiert. Ich werde im Dschungel nicht anders aussehen als jetzt. Und danach denken die Leute: Man hat den Glööckler zwar angeschaut, aber wieder wenig von ihm gesehen."

Dass er RTL zugesagt hat, liegt auch am Lockdown. "Ich saß im Garten und dachte: Da sind uns jetzt aber ganz schön die Flügel geschnitten. Aus der Geschichte musst du raus, du brauchst Öffentlichkeit. Aber was gibt es noch, wo man viele Leute erreicht? Dann kam die Anfrage."

Erste Reaktion sei gewesen: Warum nicht? "Wenn ich hier allein in der Kälte sitze, kann ich auch in der Hitze sitzen, und alle schauen zu. Ich sage immer, die Leute sollen raus aus ihrer Komfortzone. Da wäre es gut, wenn ich selbst da rausgehe." Angst hat er nicht. "Die können dir keine bösartigen Ratten auf den Hals hetzen, die möglicherweise dich totbeißen. Auch beim Essen können sie dir nichts hinstellen, von dem du krank wirst. Das wäre ja Körperverletzung. Du musst eigentlich nur den Kopf ausschalten. Aber das ist ja auch eine Herausforderung."

Der in Maulbronn (Baden-Württemberg) geborene Glööckler liebt die Perspektivwechsel. Für viele überraschend zog er 2015 an die ruhige pfälzische Weinstraße. Er vermisse hier nichts, sagt er. Wenn er wolle, sei er schnell in Frankfurt, Berlin oder London. Kirchheim ist sein Labor und auch sein Rückzugsgebiet von den grellen Metropolen.

Zum Perspektivwechsel gehört auch seine Beschäftigung mit dem Christentum. Glööckler predigte bereits auf Einladung in Kirchen und entwirft aktuell ein Kirchenfenster für Südbaden. Bekannte nennen ihn einen Wanderer zwischen den Welten. Nun also das Dschungelcamp.

Er möchte den Wettbewerb schon gewinnen, sagt Glööckler. "Ich halte nichts von Niederlagen. Aber ich möchte auch vom Verhalten her ein Sieger sein. Ich möchte nicht als Gewinner rausgehen, aber mich ekelhaft präsentiert haben." Dazu bereite er sich auch mental vor.

"Man darf sich nicht provozieren lassen. Das ist das eigentliche Geheimnis. Wenn die mir ein Glas Gnu-Pisse hinstellen, denke ich nicht lange nach. Sonst kommt der Ekel. Und man sollte höflich bleiben", so der 56-Jährige. Vermissen werde er Billy King. "Aber sonst? Es sind doch höchstens 15 Tage."

 Unabhängig vom Ergebnis kann er sich vorstellen, die Erfahrungen als Buch aufzuschreiben. "Ich erhoffe mir eine Bewusstseinserweiterung. Ich saß mit Stars und Prinzen zusammen, erlebte die höchsten Höhen und in meiner Kindheit einen schrecklichen Terror", sagte Glööckler über seine frühen Erlebnisse mit häuslicher Gewalt. "Ich glaube, mich kann man wirklich wenig aus der Fassung bringen."

Gerade in der Pandemie seien solche Unterhaltungssendungen wichtig, meint der Künstler. "Wir haben so viel Realität abbekommen. Man dachte, Corona bringt uns zusammen. Aber es hat uns auseinander gebracht. Nun sollten wir wieder Leichtigkeit lernen."

Wolfgang Jung, dpa