Einschaltquoten:
Königin Fußball verhagelt dem "Tatort" die Quote
Frauenfußball führte lange ein Schattendasein in Deutschland. Damit ist offenbar Schluss: Am Wochenende schaute das TV-Publikum sogar ein Nicht-Spiel.
Die Sommerreichweiten selbst von Publikumsmagneten wie dem ARD-"Tatort" sind natürlich traditionell eher schwach. Aber die Zuscahuerzahlen, die der "Tatort" mit dem Titel "Hal" (aus dem Jahr 2016) am Sonntag erreichte, waren ungewöhnlich niedrig: Gerade einmal auf 3,18 Millionen (11,3 Prozent) schalteten ein. Denn statt des gewohnten Sendeplatzes um 20.15 Uhr begann der "Tatort" erst gegen 21 Uhr. Bei der Fußball-EM der Frauen ging die Partie Österreich gegen Spanien in die Verlängerung - und unsere Nachbarn schalteten mit einem 5:3 im Elfmeterschießen die Favoriten überraschend aus. Das zog die "Tatort"-Quoten runter. Das Spiel ohne deutsche Beteiligung schauten nämlich nur 2,47 Millionen Zuschauer (11,5 Prozent).
Wer das nicht sehen wollte und sich schon um 20.15 Uhr fürs Abendprogramm entschied, der wanderte ab: Profitiert hat davon vor allem das ZDF mit der Schnulze "Katie Fforde: Geschenkte Jahre", die 4,98 Millionen (16,9 Prozent) einschalteten.
Unter den Privatsendern gab es ein recht enges Rennen. ProSieben erreichte mit dem Jugenddrama "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" 1,69 Millionen (6,1 Prozent) Zuschauer, der Sciencefictionfilm "Chappie" auf RTL kam auf 1,67 Millionen (5,9 Prozent), für den Fantasyfilm "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" auf Sat.1 entschieden sich 1,62 Millionen (5,9 Prozent). Die Styling-Show "Promi Shopping Queen" auf Vox sahen 1,39 Millionen (5,5 Prozent), den Actionfilm "Terminator" auf RTL II 1,02 Millionen (3,6 Prozent) und die Kabel eins-Reportagerreihe "Der große Trend-Check" 480.000 Zuschauer (1,7 Prozent).
Sport-Höhepunkte am Tag
Die Partien mit den besten Quoten der Frauen-Fußball-EM 2017 waren die Qualifikation fürs Viertelfinale in der Partie Deutschland gegen Russland mit 7,06 Millionen (24,1 Prozent), gefolgt von Deutschland gegen Schweden mit 5,97 Millionen Zusehern und Deutschland - Italien mit 5,78 Millionen. Für ARD und ZDF ist es schade, dass Jones' Team nun raus ist: 2013 waren in Halbfinale und Finale weit mehr als 8 Millionen Fans vor den Bildschirmen dabei gewesen.
Der Sport erreichte am Sonntag die besten Zuschauerzahlen. 5,73 Millionen (39,0 Prozent) verfolgten von 12 Uhr an das nachgeholte Viertelfinale der deutschen Spielerinnen gegen Dänemark, das mit einem 1:2 und dem Aus für die Mannschaft von Bundestrainerin Steffi Jones zu Ende ging. Um 14 Uhr verfolgten 5,30 Millionen (35,3 Prozent) den Sieg des Ferrari-Piloten Sebastian Vettel beim Grand Prix von Ungarn.
Und selbst Nicht-Sport - mit deutscher Beteiligung - holte gute Quoten. Im Schnitt 3,82 Millionen Zuschauer haben am Samstagabend im ZDF die Nicht-Übertragung des EM-Viertelfinales zwischen den deutschen Fußballerinnen und Dänemark verfolgt. Es dauerte fast zwei Stunden, bis die Partie in Rotterdam wegen starken Regens schließlich komplett abgesagt wurde. Viele gaben die Hoffnung nicht auf und schauten sich die ZDF-Berichterstattung vom Spielfeldrand an, was 16,1 Prozent Marktanteil zur besten Sendezeit bedeutete. Auch Deutschlands Trainerin Steffi Jones half beim Entwässern des Platzes vor dem geplanten Spiel. Für viele war es wohl ein unvergesslicher Fernsehabend.
Stärker als das ZDF mit der eigentlich anders geplanten Stadion-Show war am Samstag ab 20.15 Uhr nur das Erste mit dem Krimi "Donna Leon: Das goldene Ei" (4,58 Millionen Zuschauer, 19,5 Prozent Marktanteil für die ARD). Die anderen Sender hatten im Vergleich zum Ersten und Zweiten das Nachsehen.
Millionenpublikum für Dieselfahrverbote
Die Sondersendungen des Ersten und Zweiten zu möglichen Fahrverboten waren den Zuschauern wichtig: Den 15-minütigen ARD-"Brennpunkt" nach der 20-Uhr-"Tagesschau" mit dem Titel "Diesel am Ende?" sahen 3,01 Millionen (12,1 Prozent). Das ZDF-spezial mit dem Titel "Ausgebremst! Fahrverbot für Diesel" um 19.20 Uhr guckten sich 2,69 Millionen an (13,9 Prozent).
In der Primetime baute die ARD dann ab, während das ZDF Zuschauer gewann: Der Krimi "Vaterliebe" aus der Reihe "Der Alte" erreichte im Zweiten ab 20.30 Uhr im Schnitt 4,34 Millionen Zuschauer (16,6 Prozent); das Erste mit dem ARD-Melodram "Aus Liebe zu Dir" schauten 2,56 Millionen Zuschauer (9,7 Prozent ab 20.30 Uhr).
Im Schnitt liegt das ZDF seit Jahresbeginn unter den deutschen TV-Sendern mit einem Marktanteil von 13,1 Prozent vorne. Es folgt das Erste mit 11,3 Prozent vor dem privaten Marktführer RTL mit 9,4 Prozent. Dahinter liegen Sat.1 (6,7 Prozent), Vox (5,2 Prozent), ProSieben (4,6 Prozent), Kabel eins (3,5 Prozent), RTL II (3,2 Prozent), ZDFneo (2,8 Prozent) und Super RTL (1,7 Prozent). (W&V/dpa)