Der Chef des Bayerischen Rundfunks hat zuvor als Beispiel für sorgsamen Umgang mit den Rundfunkgebühren vorgeschlagen, die Talk-Show-Offensive des Ersten mit Auslaufen der ersten Verträge der inzwischen fünf Ausgaben pro Woche auf den Prüfstand zu stellen und zu analysieren, ob damit ein echter Mehrwert für den Zuschauer erzielt werde. Ein Vorschlag, dem ihm VPRT-Mann Doetz offensichtlich nicht abnimmt. Der neue BLM-Chef Siegfried Schneider bringt erneut den Vorschlag, mehr auf Sparen bei den Öffentlich-Rechtlichen zu drängen. Im Sportbereich sei Potenzial – bei Rechten ebenso wie bei den Übertragungen mit Doppelkapazitäten. Genervt schlägt Doetz schließlich vor, dass er die Politik wohl eher zum Handeln bringe, wenn er ein Zelt vor dem Kanzleramt aufschlagen würde.

Neu ist beim Mediengipfel, dass sich die Erkenntnis der neuen globalen Konkurrenz jetzt endlich durchgesetzt hat – auch wenn der angekündigte Google-Manager Philipp Schindler kurzfristig wegen seiner Beförderung und seines Wechsels in die Zentrale nach Kalifornien dieses Jahr nicht vor Ort weilt. So relativiert der ProSiebenSat.1-Manager Andreas Bartl den Wettbewerb im hiesigen Dualen System, indem er auf die neue und „unfaire“ Konkurrenz durch globale Internetkonzerne wie Google und Facebook hinweist. Er wünscht sich hier Hilfe durch die deutsche Ordnungspolitik. „Mit der bestehenden Medienordnung können wir nicht in die Zukunft gehen!“, mahnt TV-Manager Bartl an. Da der Wettbewerb schon ungleich genug sei, wäre allerdings ein Werbeverbot bei ARD und ZDF schon nötig, fügt der ProSiebenSat.1-Vorstand abschließend hinzu. Ebenso wie Schäferkordt sieht er die TV-Branche ganz gut für das Internet gerüstet - als Partner der Content-Industrie und als Anbieter diverser eigener Online-Angebote.

In einer denkbar schlechten Ausgangslage angesichts der neuen globalen Konkurrenz sieht sich Burda-Chef Paul-Bernhard Kallen. Das Printlager sei einfach nicht so locker wie andere Player, sagt er, man trage Steine im Rucksack. Er nennt das Beispiel, dass neben dem völlig unkontrollierten Internet ein deutscher Verlag beim Kauf einer Häkelzeitschrift von den Kartellbehörden gegängelt werde. Serviceplan-Chef Florian Haller teilt viele der Bedenken der Medienmanager und vergleicht Google mit einem "Bulldocer", dem man mit Regulierung nicht so einfach beikommen könne.

An der Stelle von Schindler bricht Google-Manager Stefan Tweraser mit deutlich österreichischem Unterton die Lanze für den weltweit tätigen Internetriesen. Man sei doch gar nicht so groß, versucht Tweraser zu relativieren. Dass ein Konzern wie Google nach den Spielregeln der bestehenden Medien arbeite, das passe wohl nicht ganz. Mit seiner ganz anderen Arbeitsweise kann sich der Konzern offenbar kaum das Korsett der Mediengesetzgebung überstülpen. Die Spielweise eines Internet-Unternehmens sei doch ein ganz andere. Datenschutz freilich sei wichtig - und hier spiele Google nach regionalen Regeln, versichert Stefan Tweraser.

Auf die Frage, was Google an einem übergreifenden eigenen TV-Angebot hindere, sagt der Deutschland-Manager: „Google TV ist die technische Plattform für die Settop-Box, wir sind kein Content-Anbieter.“ Es gebe kein Geschäftsmodell, dass es Sendern auf der geplanten Plattform erschweren würde, ihr Angebot zu verbreiten. Man wolle keine Werbung ausblenden – auch das sichert Tweraser den TV-Managern zu. Dankbar zeigt sich Tweraser auf Tichys Frage nach dem Konkurrenten Facebook - „da kann ich ja auch mal endlich jammern“, so der Google-Manager. Sollte Facebook sich besser vermarkten können, dann würde die Konkurrenz größer. Aber das Unternehmen wolle sich nicht am Konkurrenten orientieren, sondern vielmehr weiterhin am Bedürfnis des Users.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.