Netflix hatte vor allem zu Beginn der Pandemie einen regelrechten Kundenansturm erlebt, doch das Wachstum flaut schon länger ab. Der Streaming-Riese kämpft mit starker Konkurrenz - Rivalen wie Disney+, Hulu und HBO Max rüsten auf, zudem sind neue Anbieter wie Peacock und Paramount+ hinzugekommen. Im Quartalsbericht räumte Netflix ein, dass sich der Wettbewerb intensiviert habe, da Entertainment-Konzerne weltweit ihre eigenen Streaming-Services entwickelten.

Die stärkere Konkurrenz sorgt zum einen dafür, dass das eigene Kundenwachstum Grenzen bekommt. Viele Familien können sich nicht mehrere Streamingdienste parallel leisten, sondern müssen sich beispielsweise zwischen Disney+ und Netflix entscheiden. In manchen Regionen wie Lateinamerika ist die allgemeine Wirtschaftslage so angespannt, dass sich viele Verbraucher dort gar keine Streaming-Abos mehr leisten können.

Schlecht entwickeln sich auch die Kosten. Die Netflix-Wettbewerber buhlen mit dem Marktführer auch um frische Inhalte, was die Preise für Drehbücher und Produktionen in die Höhe treibt. Netflix fällt es zunehmend schwerer, das hohe Tempo bei der Vorstellung neuer Serien und Spielfilme aufrechtzuerhalten.

Die maue Prognose für das laufende Quartal begründete Netflix deshalb auch mit wenigen geplanten Streaming-Premieren. So starten etwa die neue Staffel der Hit-Serie "Bridgerton" und der mit Spannung erwartete Science-Fiction-Blockbuster "The Adam Project" erst im März. Im Schlussquartal 2021 hatte Netflix mit vielen neuen Serien und Filmen sein bislang stärkstes Angebot versprochen - und das Neukunden-Ziel trotzdem verfehlt.

Experten werfen schon länger die Frage auf, ob das Streaming-Geschäft auf eine Übersättigung zusteuert. Netflix setzt wegen der verhaltenen Wachstumsaussichten in etablierten Märkten wie Nordamerika stark auf seine internationale Expansion. Besonderen Erfolg hatten zuletzt etwa Produktionen aus Südkorea wie "Squid Game". Asien und Europa waren 2021 mit je über sieben Millionen neuen Nutzern die wichtigsten Märkte für Netflix. In den USA und Kanada kam nur gut eine Million an neuen Kunden hinzu.

Der trübe Geschäftsausblick von Netflix brachte nachbörslich auch die Aktien anderer Streaming-Anbieter kräftig unter Druck. Für den Unterhaltungsgiganten Walt Disney ging es zeitweise um rund fünf Prozent nach unten, für Roku - den führenden US-Hersteller von Streaminggeräten - sogar um über sechs Prozent. Auch der Mutterkonzern des Netflix-Konkurrenten Paramount+, ViacomCBS, und der Live-Sport-Streaming-Dienst FuboTV erlitten deutliche Kursverluste.

Von Hannes Breustedt und Christoph Dernbach, dpa