Nielsen-Bruttostatistik:
P&G und VW füllen die Werbetöpfe - sogar bei Zeitungen
Wenn die ganz Großen noch mehr werben, liegt zumindest die Nielsen-Bruttostatistik im Plus. Bis Ende Juli wurden indes immer mehr Budgets von Online zu Mobile verlagert.
Der deutsche Werbemarkt ist von Januar bis Juli deutlich gewachsen: Laut Nielsen Media Research stiegen die Brutto-Werbeaufwendungen um insgesamt 5,7 Prozent auf mehr als 15,4 Milliarden Euro.
Die Top-Branche unter den Werbungtreibenden ist weiterhin die Automobilindustrie: Sie gab bis Ende Juli etwas mehr als eine Milliarde Euro für Reklame aus - im Vorjahr waren es für denselben Zeitraum 969 Millionen Euro. Vor allem VW treibt an. Die Werbestrategie nach #Dieselgate wird auch im Sommer beibehalten. Die Wolfsburger drücken bei der Reklame aufs Gas. Macht laut Nielsen bis Ende Juli 44,4 Prozent mehr an Bruttospendings.
Auf den weiteren Plätzen im Branchen-Ranking folgen übrigens weiterhin E-Commerce (plus 6,4 Prozent, 956 Millionen) und Online-Dienstleistungen (plus 12,6 Prozent, 831 Millionen). Erneut stimmt die These: Online pusht den Werbemarkt.
Am meisten Geld für Werbung gab erneut Procter & Gamble aus – mit besonders starkem Werbedruck und dem größten Zuwachs: Die Spendings des Konsumgüter-Riesen belaufen sich bisher auf insgesamt 432 Millionen Euro. Das bedeutet bei P&G ein Bruttoplus von satten 62,7 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. L'Oréal investierte dieses Jahr im gleichen Zeitraum 208 Millionen Euro, 4,4 Prozent weniger als zwischen Januar und Juli 2015.
Auch Ferrero setzt verstärkt auf Werbung und liegt in der Rangfolge weiterhin vor Media-Saturn, wobei die Ingolstädter dieses Jahr weniger geworben haben. Discounter Lidl hat sich auf Platz 5 der Top-Spender etablierte, wobei das Unternehmen gegenüber dem Vorjahr mit der ersten großen Image-Offensive die Bruttospendings bis Ende Juli um ein gutes Viertel reduziert hat.
Wenn P&G und VW die Werbetöpfe füllen, kommt das den meisten Mediengattungen zugute. Vom Aufwärtstrend profitiert vor allem Mobile mit einem Plus von jetzt 67,8 Prozent, Radio (8,4 Prozent), Fernsehen (8,0 Prozent) und Out-of-Home (7,7 Prozent) können ebenfalls deutlich zulegen (siehe Tabelle).
TV kann bisher in diesem Jahr 47 Prozent des gesamten Brutto-Werbevolumens auf sich vereinen, alle Printgattungen zusammen kommen auf 29,3 Prozent Marktanteil. Aber: Die lange gebeutelten Zeitungen sind mit einem 5,0-Prozent-Zuwachs gegenüber Vorjahr gelistet. Fruchten hier zusätzlich die Bemühungen in der Gattung um nationale Vermarkter?
Kino und Online verzeichnen jeweils ein Minus von 1,5 beziehungsweise 3,3 Prozent. Damit wird auch in den Nielsen-Bruttozahlen immer deutlicher, dass digitale Budgets ins Mobile verschoben werden und die Werbekunden den Nutzern auf ihren omnipräsenten Smartphones und Tablets folgen. Kino macht indes nach vielen Monaten im Plus mit zahlreichen Blockbustern einfach mal Pause; jetzt im August starten die ersten vielversprechenden Kassenknüller wieder ein.
Die Publikumszeitschriften gehen mit einem Mini-Rückgang der Bruttospendings um 0,2 Prozent ins zweite Halbjahr. Alles in allem setzt sich der Trend der vergangenen Monate bei den Zahlen von Nielsen Media Research im Juli fort.