
US-Präsidentschaftswahlkampf:
Publikum entsetzt über TV-Duell Trump/Biden
Befragt nach ihrem überwiegenden Gefühl beim Anschauen der Debatte meinten 69 Prozent der befragten Zuschauer, die Diskussion zwischen US-Präsident Trump und Joe Biden habe sie vor allem verärgert.

Foto: The White House
US-Präsident Donald Trump und Herausforderer Joe Biden haben sich in ihrer ersten TV-Debatte mit persönlichen Angriffen überzogen und chaotische Wortgefechte geliefert. Vor allem Trump fiel Biden immer wieder ins Wort und ließ ihn seine Sätze nicht beenden. Wiederholt sprachen beide Männer gleichzeitig.
Biden bezeichnete Trump unter anderem als "Rassisten", "Putins Welpen" und "den schlechtesten Präsidenten, den Amerika je hatte". Trump weigerte sich, zu versprechen, sich nicht vor dem offiziellen Wahlergebnis zum Sieger zu erklären. Biden tat dies.
Trump ließ Biden oft nicht ausreden, der ehemalige Vizepräsident reagierte häufig mit einem ironischen Lächeln und wehrte sich gelegentlich mit leicht resigniertem Ton. "Würden Sie mal die Klappe halten, Mann?", fragte er an einer Stelle. Und: "Es ist schwer, mit diesem Clown auf den Punkt zu kommen." Auch der erfahrene TV-Journalist Chris Wallace als Moderator hatte große Probleme, Trump zur Ordnung zu rufen.
48 Prozent sahen Biden vorn, 41 Prozent Trump
Bei den Zuschauern kam das Spektakel nicht gut an. Befragt nach ihrem überwiegenden Gefühl beim Anschauen der Debatte antworteten in einer CBS-Blitzumfrage mehr als zwei Drittel (69 Prozent), die Diskussion habe sie vor allem verärgert. 48 Prozent sahen am Ende Joe Biden als Sieger, 41 Prozent sahen Trump vorn, 10 Prozent sahen das chaotische Duell alles in allem ausgeglichen.
Auch der Umgang mit der Coronakrise sorgte für Streit. "Er will einen Shutdown dieses Landes, und ich will es offen halten", sagte Trump. Biden konterte, Trump habe sich "völlig unverantwortlich" verhalten und so Tausende von Menschenleben gefährdet. Die Corona-Pandemie hat in den USA bislang mehr als 200.000 Menschen das Leben gekostet.
Mit dem Vorwurf, dass Trump Kremlchef Putin nicht die Stirn biete, preschte Biden im Zusammenhang mit Berichten über angebliche Kopfgelder Russlands auf US-Soldaten in Afghanistan vor. "Er ist Putins Welpe", sagte Biden. Bestätigt wurden die Berichte bisher nicht.
Trump will rassistische Gruppen nicht verurteilen
Trump weigerte sich ausdrücklich, weiße rassistische Gruppen wie die "Proud Boys" zu verurteilen. "Wen soll ich verurteilen?", fragte er. "Proud Boys - haltet euch zurück und haltet Euch bereit", sagte Trump danach. Der Satz sorgte unter US-Kommentatoren für Stirnrunzeln.
Ein überraschender Moment war, als Trump den Einfluss des Menschen auf den Klimawandel einräumte - zumindest teilweise. Auf die Frage, ob er glaube, dass Umweltverschmutzung und Treibhausgase zur Erderwärmung beitrügen, sagte der Präsident: "Viele Dinge tun das, aber in einem gewissen Ausmaß: ja." Trump sagte, die Waldbrände an der US-Westküste hätten ihre Ursache auch darin, dass dort keine ausreichende Forstwirtschaft betrieben werde. (dpa/mw)