
Wahlkampf-Marketing:
RTL baut eigenen Wahl-O-Mat
Das "Wahl-Navi" soll mit seiner Social-Media-Tauglichkeit besonders jüngeren Wählern die Entscheidung erleichtern, wo sie bei der Bundestagswahl ihr Kreuzchen machen.

Foto: RTL
Die Bundestagswahl rückt näher. Doch die Entscheidung, bei welcher Partei man sein Kreuzchen machen soll, fählt vielen Wahlberechtigten nicht leicht. Die Mediengruppe RTL Deutschland will Hilfestellung leisten: Das "Wahl-Navi" (wahlnavi.de) der Nachrichtenangebote RTL Aktuell, n-tv und den RTL II News ist ein Online-Fragebogen, mit dem die Nutzer in einem personalisierten Test die politischen Positionen der Parteien mit ihren eigenen politischen Ansichten abgleichen können.
Das Konzept: Das Navi führt 30 Thesen und Fragen auf, die jeweils für ein großes Thema im Wahlkampf und für die Programmpunkte der Parteien stehen. Der Nutzer kann zustimmen, ablehnen oder das Thema als irrelevant einstufen. Anders als der klassische Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung fragt das Wahl-Navi aber auch nach der persönlichen Meinung des potenzieller Wählers, etwa zur Kompetenz führender Politiker und ihrer Parteien.
Entscheiden nach kanadischem Vorbild
Die inhaltliche Nähe zwischen Usern und Parteien soll mithilfe "modernster Algorithmen", so die RTL-Gruppe, gemessen werden. Mit im Check sind alle Parteien, die nach jetzigem Stand eine realistische Chance haben, bei der Bundestagswahl am 24. September die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen: CDU/CSU, SPD, Die Grünen, FDP, Die Linke und die AfD. Michael Wulf, Geschäftsführer InfoNetwork: "Wir sind davon überzeugt, dass wir damit rechtzeitig vor der Bundestagswahl eine echte Orientierungshilfe anbieten, die gerade jüngeren Menschen und den vielen noch unentschlossenen Wählern die Teilnahme an der Wahl erleichtern kann."
Das Wahl-Navi, international bereits in Kanada, Australien, Neuseeland und Frankreich im Einsatz, wurde von kanadischen Politik- und Datenwissenschaftlern entwickelt, die sich für die Bundestagswahl hiesige Experten zur Unterstützung geholt haben: Die Professoren Thomas Gschwend von der Universität Mannheim und Heike Klüver von der Humboldt-Universität Berlin haben den Fragenkatalog mitentwickelt und die Gewichtung der Antworten entscheidend mit beeinflusst. Sie stehen auch während der operativen Phase des Wahl-Navi als Berater zur Verfügung.
Das Angebot ist ganz gezielt auch auf die Sozialen Medien zugeschnitten. Die Ergebnisse können geteilt und auch verglichen werden – ein Tool, mit dem besonders junge Wähler angesprochen werden sollen. Die Nutzer können auch freiwillig Angaben zur eigenen Person machen. Diese Daten sollen - streng anonymisiert, wie RTL versichert - ausschließlich für statistische Studien genutzt werden.
Die RTL-Gruppe ist nicht das einzige Medienhaus, der die Qual der Wahl erleichtern soll: Der Streamingdienst Deezer hat kürzlich den Musik-O-Mat gestartet: Mit ihm können Jungwähler anhand ihres Musikgeschmacks testen, welcher Partei sie am nächsten stehen.