Sky Deutschland AG:
Starke Medienfrauen: Was Gitta Blatt weiblichem Nachwuchs rät
Gitta Blatt beweist an der Spitze der Sky-Personalabteilung ihr Händchen für junge Talente und das Zusammenwachsen zu Sky Europe. Ein Porträt aus der W&V-Online-Reihe "Starke Medienfrauen".
Mehr Frauen in den Führungspositionen deutscher Medien - diese Forderung steht im Raum. Doch vorerst bleibt die Branche von Männern dominiert. Immer noch erreichen unsere Redaktion Anfragen vor allem von Leserinnen, warum so wenige Frauen in Print und Online zitiert und abgebildet werden. Wir bemühen uns, das zu ändern: W&V Online porträtiert in einer losen Reihe Managerinnen und Macherinnen der Medienbranche. Motto: Es gibt sie, die weiblichen Führungskräfte – lassen wir sie zu Wort kommen.
"Dort, wo Kommunikation und Marketing verantwortet, wo Menschen moderiert werden müssen, haben sich Frauen als Führungskräfte bewährt." Gitta Blatt weiß, wovon sie spricht: Als Senior Vice President Human Resources & Organisation leitet sie seit Januar den Personalbereich von Sky Deutschland und hält die Hand über rund 2500 Mitarbeiter. Die 50-Jährige "moderiert" in ihrem eigenen HR-Bereich 43 Leute. Und sie findet, dass sich die Medienbranche seit der Jahrtausendwende "massiv" verändert habe. Damals, vor 15 Jahren, hat Gitta Blatt schon einmal für Sky gearbeitet - beziehungsweise für den Vorgänger Premiere. Geschlechterrollen seien längst nicht mehr in Stein gemeißelt, "Mixed Teams" seien vorzuziehen, betont die erste Frau im Sky-Management, die direkt an den Vorstandsvorsitzenden Brian Sullivan berichtet.
Für ihre Rolle beim Münchner Pay-TV-Anbieter, der nach dem Schulterschluss aller europäischen Sky-Gesellschaften einmal mehr dem Wandel unterworfen ist, bringt die diplomierte Wirtschafts- und Kommunikationswissenschaftlerin die verschiedensten Erfahrungen mit. So hat Gitta Blatt Auf- und Niedergang eines Medienriesen mit begleitet, als sie viele Jahre bei AOL Time Warner Personal rekrutierte und dort letztlich die HR-Abteilung verantwortete. In Spitzenzeiten waren mehr als 30.000 Mitarbeiter an Bord. Blatt begleitete das Unternehmen in guten und schwierigen Zeiten - und auch, als 2006 beim deutschen Ableger des US-Konzerns Massenentlassungen unumgänglich wurden.
"Starke Lehren" habe sie aus dieser Zeit gezogen, sagt Gitta Blatt über ihre Jahre bei AOL Time Warner. Dann ein Wechsel ins andere Extrem: Mit dem Videospielproduzenten Bigpoint und dem Spiele-Entwickler Wooga, dessen HR-Abteilung Blatt von Dezember 2011 an geleitet hat, lernte die Personalkennerin die Start-Up-Szene kennen. "Ich habe alles ausprobiert und vieles gesehen", sagt Blatt im Rückblick. Sie sei "bestens gewappnet, um die aktuellen Change-Prozesse bei Sky – hin zum größten Unterhaltungskonzern Europas – begleiten zu können." Ihr Job: "Vollkommen unterschiedliche Kulturen müssen zusammen gemanagt werden. Bei der Suche nach jungen Talenten, die das Unternehmen noch weiter nach vorne bringen können, kann ich besonders von der Zeit bei Wooga profitieren. Dort habe ich gelernt, ein Multiplikator für gute Ideen zu sein und Dinge in einem Mixed Team zu moderieren", betont die HR-Managerin. Gitta Blatts Motto: "Ein modernes Medienunternehmen braucht moderne Mitarbeiter."
Und wie werden heute Talente heute gefunden? "Als ich anfing zu arbeiten, konnte man sich am Beginn seiner Karriere nur selbst vermarkten. In der vernetzten Welt macht keiner mehr allein Karriere. Heute verfolgen wir die digitalen Fingerprints des Nachwuchses, mit welchen Dingen er sich in Blogs oder Chats auseinandersetzt. Auch soziale Netzwerke sind immens wichtig geworden – besonders für junge Frauen", weiß Gitta Blatt. Für sie hat die Sky-Personalchefin wichtige Tipps: "Vernetzt Euch, gebt Feedback, bringt Euch viel frecher ein und hinterfragt! Noch sind Männer in diesen Dingen besser, aber Frauen lernen rasch dazu. Bei Qualität und Expertise des Nachwuchses unterscheiden wir nicht", so Gitta Blatt, die auch schon Partnerin bei der Personalberatungsgesellschaft kwp war. Wenn Kollegen neu an Bord kommen, zählen für sie andere Dinge als noch vor zehn Jahren. "Nur mit Geld und Titel locken wir keinen mehr. Der Nachwuchs will das Unternehmen mitprägen, seinen Fußabdruck hinterlassen."
Um eine Generation früher eine "starke Medienfrau" wie Gitta Blatt zu werden, brauchte es oft noch das Quäntchen Glück: einen männlichen Vorgesetzten, der zur richtigen Zeit dem weiblichen Nachwuchs eine Chance aufs Vorankommen einräumte. "Das ist heute wesentlich lockerer geworden", freut sich die Sky-Managerin. Sie begleitet aktiv ein Frauenmentoren-Programm im Haus. Ihr Resümee: "Es trägt Früchte."
Zuletzt hat W&V Online in der Reihe "Starke Medienfrauen" die Geschäftsführerin von Discovery Deutschland und des Männersenders (!) Dmax porträtiert, Susanne Aigner-Drews. Hier geht es zum Artikel.