Stillstand bei den Medienriesen
Das Berliner Institut für Medien- und Kommunikationspolitik kommt zu dem Schluss: Time Warner ist nach Umsätzen immer noch der größte Medienkonzern der Welt. Doch die Krise könnte an der Rangliste einiges ändern.
Die weltweite Krise hat die Medienlandschaft voll im Griff. So haben die Umsätze der 50 größten Medienkonzerne der Welt im Geschäftsjahr 2008 gegenüber dem Vorjahr stagniert. Die Unternehmen haben demnach zusammen 362 Milliarden Euro umgesetzt - nach nach 361 Milliarden Euro im Jahr 2007. Zu diesem Ergebnis kommt die vom Berliner Institut für Medien- und Kommunikationspolitik vorgelegte Rangliste der weltweit führenden Medienkonzerne, einzusehen auf der Homepage des Instituts.
Immer noch die Nase vorne hat der Analyse zufolge das US-Unternehmen Time Warner. Es führt das Medienkonzern-Ranking auch in diesem Jahr an. Allerdings geht der Umsatz kontinuierlich zurück. Time Warner kommt 2008 auf 31,9 Milliarden Euro nach 33,7 Milliarden Euro im Jahr 2007 und 34,6 Milliarden Euro im Jahr 2006. Seinen Spitzenplatz wird Time Warner nach Einschätzung des Berliner Instituts in Zukunft verlieren, da der Konzern grundlegend umstrukturiert werde. Das Unternehmen trennte sich im März 2009 von seiner Kabelnetzsparte, die im vergangenen Jahr noch gut 17 Milliarden US-Dollar Umsatz erzielte. Auch eine Ausgliederung von AOL stehe derzeit zur Diskussion.
Es folgt auf Platz zwei Walt Disney mit immerhin noch 25,7 Milliarden Euro. Doch auch bei dem Spezialisten für Familienunterhaltung sieht es nicht rosig aus: Anfang Mai hat Walt Disney bekannt gegeben, dass sich der Gewinn zum Jahresauftakt halbiert habe.
Rupert Murdochs News Corp. - auch dieser Konzern hat mit Gewinneinbrüchen zu kämpfen - kommt auf der Rangliste auf Platz vier. News Corp hat im vergangenen Jahr 22,4 Milliarden umgesetzt.
Die Bertelsmann AG belegt als der größte europäische Medienkonzern mit 16,1 Milliarden Euro Umsatz Rang sieben. Im Vorjahr lag der Gütersloher Konzern noch auf Rang sechs. Für das Vorankommen im Ranking sieht es dieses Jahr nicht gut aus; der Gütersloher Medienkonzern schreibt im ersten Quartal 2009 rote Zahlen. Das Konzernergebnis weist ein Minus von 78 Millionen Euro aus. Im Vorjahresquartal hatte die Bertelsmann AG noch einen Gewinn von 35 Millionen Euro gemacht.
Im Ranking finden sich noch fünf weitere deutsche Medienunternehmen. Auf Platz 17 liegt die ARD, der größte öffentlich-rechtliche Medienverbund der Welt. Sie nimmt aus Gebühren und Werbung 6,1 Milliarden Euro ein und liegt damit in diesem Jahr vor der BBC.
Die derzeitige Krise ist nach Angaben von Institutsdirektor Lutz Hachmeister "keine normale Konjunkturkrise", die nur mit dem Sparkurs der Werbewirtschaft oder der Konsumzurückhaltung zu erklären wäre. "Vielmehr kommen der technologische Wandel, die ökonomischen Umwälzungen und eine Identitätskrise zusammen", sagt Hachmeister. Die Identitätskrise erschüttere das Selbstverständnis der Medienkonzerne und zwinge sie mehr und mehr zurück in die Produzentenrolle.