Studie: Kabelnetzbetreiber erwarten höhere Umsätze mit weniger Kunden
Das Kabelnetzgeschäft wächst um fünf Prozent bei einer immens hohen Ebitda-Marge von 48 Prozent weiter. Gleichzeitig wird die Zahl der Kunden sinken. Das sind die Kernergebnisse der fünften Solon Survey of European Cable Communication.
Das Kabelnetzgeschäft wächst um fünf Prozent bei einer immens hohen Ebitda-Marge von 48 Prozent weiter. Das ist das Kernergebnis der fünften Solon "Survey of European Cable Communication". Die wichtigsten Treiber für den Markt sind Breitband und Mobilfunk. Parallel erwartet die Branche jedoch zum ersten Mal europaweit einen Rückgang in der Verbreitung von Basis-TV-Anschlüssen. Das heißt: Die Kabelnetz-Anbieter müssen den Umsatz pro Kunde erhöhen. Dafür soll unter anderem eine höhere Pay-TV-Penetration sorgen - sowie generell neue Services. Darunter fallen Multi-Screen-Angebote, TV-everywhere-Funktionalität und Set-Top-Boxen der nächsten Generation. An der Studie beteiligten sich Kabelnetzbetreiber mit insgesamt 25 Millionen Haushalten in 14 europäischen Ländern.
"Für die Kabelkunden werden maßgeschneiderte Fernseh- und Videoangebote an Stelle von einfach nur 20 bis 30 vorgegebenen analogen TV-Sendern immer wichtiger. Sie wollen HDTV, digitale Videorecorder sowie Filme und Serien auf Abruf", erklärt Christian Teichmann, Geschäftsführer im Londoner Büro von Solon Management Consulting.
Entsprechend hätten 86 Prozent der befragten Kabel-CEOs geantwortet, dass neue TV-Services ganz oben auf ihrer Strategie-Agenda stehe. Ein weiteres Feld ist der Mobilfunk. "Die European Cable Survey zeigt sehr deutlich, dass die Kabelnetzbetreiber den Kampf um die Dominanz mit den etablierten Telekomunternehmen weiter ausfechten wollen", sagt Teichmann. Die Lösung ist "Quadruple-Play" sprich TV, Breitband, Telefon und Mobilfunk.
Auf die deutschen Netzbetreiber wartet indes ein Rückschlag: Die öffentlich-rechtlichen Programmanbieter erwägen, ihre Verträge mit Deutschlands größten Kabel-Verbreitungsfirmen zu kündigen. "Wenn wir unsere Verträge kündigen, werden wir dies fristgerecht bis zum Monatsende Juni tun", sagt die ARD-digital-Chefin Brigitte Busch der Nachrichtenagentur „dpa“ am Mittwoch. Das "Handelsblatt" hat in seiner Mittwochsausgabe über den geplanten Ausstieg berichtet. Betroffen sind mehrere Millionen Haushalte, die ihre Angebote von Kabel Deutschland, Unitymedia und Kabel BW erhalten. Die Gesamtausgaben, die ARD, ZDF, aber auch kleinere Sender wie Arte für die Kabeleinspeisung entrichten, werden auf etwa 60 Millionen Euro pro Jahr geschätzt. Bei der so genannten Bedarfsanmeldung für ihre Etats in der neuen Gebührenperiode ab 2013 haben ARD und ZDF nicht mehr die Kabeleinspeisungskosten angegeben, was auf eine Kündigung der Verträge mit den Kabelfirmen hindeutet.
Dass die öffentlich-rechtlichen TV-Programme, aber auch die ARD-Hörfunkprogramme ganz aus der Kabel-Verbreitung verschwinden, scheint ausgeschlossen. Es gilt die "must carry"-regel. Das bedeutet: Die öffentlich-rechtlichen Sender müssen in den Kabelnetzen verbreitet werden.