Onlinestrategie:
The Guardian: Freiwillige Zahlungen wichtiger Umsatzfaktor
Investigative Geschichten, emotionale politische Momente und Artikel zum Klimawandel treiben die freiwilligen Zuwendungen der Website-Nutzer.
Freiwillige Zahlungen der Onlinenutzer machen bereits zwölf Prozent des Gesamtumsatzes der britischen Tageszeitung The Guardian aus. Der Verlag rechnet damit, dass sich dieser Anteil künftig auf 20 Prozent erhöhen lässt. Dies erklärte laut dem Technologie-Blog Digiday Anna Bateson, Chief Customer Officer des Guardian, auf dem Digiday Publishing Summit Europe in Barcelona.
Im Gegensatz zu den Konkurrenzblättern The Times und The Daily Telegraph, die beide eine Paywall-Strategie verfolgen, ist die Nutzung der Guardian-Website seit jeher kostenlos. Der Verlag Guardian Media, der in den vergangenen Jahren tiefrote Zahlen geschrieben hat und voraussichtlich auch in diesem Jahr noch schreibt, setzt vielmehr auf freiwillige Zuwendungen der Nutzer.
So bietet der Verlag drei Varianten einer Mitgliedschaft – für monatliche Beiträge in Höhe von 5 Pfund (Supporter) über 15 Pfund (Partner) bis 60 Pfund (Patron). Mitglieder erhalten dafür – je nach Mitgliedschafts-Level – Eintrittskarten für Live-Events der Zeitung, Bücher des Verlags oder Einladungen zu exklusiven Hintergrund-Veranstaltungen.
Jeder fünfte Spender zahlt erneut
Darüber hinaus können Nutzer auch einmalig Beträge überweisen. Laut Bateson erhält der Guardian derartige Zahlungen etwa zu gleichen Teilen aus dem Heimatmarkt Großbritannien, aus den USA und dem Rest der Welt. Etwa 20 Prozent derjenigen, die einmal eine Zahlung geleistet haben, würden dies später erneut tun, so Bateson. Der Verlag versuche nun herauszufinden, wie sich die Höhe der Zuwendungen steigern lässt und wie Einmalzahlungen in regelmäßige Zahlungen umgewandelt werden können.
Auslöser für freiwillige Zahlungen sind laut Bateson vor allem investigative Geschichten, politische Momente, die emotional aufgeladen sind, sowie Artikel über den Klimawandel. In den USA seien die Zuwendungen stark gestiegen, als die Zeitung im Umfeld von Artikeln zum Thema Schusswaffenkriminalität um Zuwendungen warb, ein Themenumfeld, in dem Werbungtreibende mittels Keyword-Blacklists in der Regel keine Werbung schalten.