Brexit:
"The New European" will sich neu erfinden
Kein Rückzug nach verlorener Schlacht. Das Remainer-Blatt positioniert sich künftig als Sprachrohr für die "radikale Mitte" der Gesellschaft und denkt sogar über eine Expansion in die EU-Länder nach.
Nur zwei Wochen nach dem EU-Mitgliedschaftsreferendum im Vereinigten Königreich am 23. Juni 2016 hatte der britische Regionalzeitungsverlag Archant die Remainer-Wochenzeitung The New European gelauncht. Geplant waren zunächst lediglich vier Ausgaben. Doch das Blatt erscheint noch immer. Und das soll auch künftig so bleiben.
Nach dem vollzogenen Brexit muss sich der Titel allerdings neu erfinden. Die Abonnenten-Zahl sei mit rund 8500 solide und die verkaufte Auflage liege bei wöchentlich rund 10.000 Exemplaren, sagt Herausgeber Matt Kelly gegenüber dem britischen Branchendienst Press Gazette. Bei einem Copypreis von drei Pfund erwirtschafte das Blatt sogar einen beträchtlichen Gewinn. Dies ermögliche es, weiter in den Titel zu investieren, so zum Beispiel in das digitale Angebot.
"Die Zukunft liegt vielleicht darin, dass sich der New European als Sprachrohr für die radikale Mitte positioniert", so Kelly, etwa zwischen der linken politischen Wochenzeitung New Statesman und dem konservativen Wochenmagazin The Spectator.
Es sei ja unzutreffend, so Kelly weiter, dass die Mitte der Gesellschaft nicht radikal sein könne. Es gehe darum, idealistisch Ziele zu verfolgen und dabei gleichzeitig pragmatisch vorzugehen, um Institutionen, Organisationen und Strukturen zu verändern. Genau diese "radikale Mitte" sei in den britischen Medien unterrepräsentiert.
Expansion auf das Festland möglich
Wachstumsmärkte sieht Kelly zudem in Schottland, das mehrheitlich für einen Verbleib in der EU gestimmt hatte und nun ein zweites Referendum für die Unabhängigkeit anstrebt, sowie auf dem europäischen Festland. Bislang verkauft der New European lediglich einige Hundert Exemplare in den wichtigsten EU-Hauptstädten.
Laut Kelly gibt es in den verbliebenen 27 EU-Mitgliedsstaaten einen Bedarf für eine "englischsprachige, EU-freundliche Publikation". Derzeit gebe es dort nichts, was mit dem New European vergleichbar sei, so Kelly.