Die Gesprächsführung beim TV-Duell übernahmen zwei Moderatorenpaare, je eine Frau und ein Mann: Maybrit Illner (ZDF) und Peter Kloeppel (RTL) sowie Sandra Maischberger (ARD) und Claus Strunz (ProSieben/Sat.1). 

Wer hat das Duell gewonnen?

Schulz hat nach Ansicht eines Rhetorik-Experten verloren - auch wegen zu langer Sätze. "Die Länge ist nichts, was souverän wirkt", sagt Olaf Kramer, Professor für Rhetorik und Wissenskommunikation an der Uni Tübingen. "Es gab Passagen, wo er eher sich selbst überredete, durchzuhalten, statt den Menschen zu sagen, warum sie ihn wählen sollten." Auch beim Schlusswort sei die Kanzlerin stärker gewesen. "Da war Schulz ein bisschen lang. Das war zu wenig an die Wähler adressiert." Zudem habe es sehr vorbereitet gewirkt.

"Frau Merkel wirkte souveräner und auch entspannter", sagte Kramer, der auch Leiter der Forschungsstelle Präsentationskompetenz ist. "Bei den Angriffen war sie in der Lage, zu parieren. Die Kanzlerin habe sich als "Stimme der Vernunft" gezeigt. Insgesamt sei die Sendung aber eher Duett als Duell gewesen. "Es war aus meiner Sicht eines der schwächeren TV-Duelle", sagte er. "Ein Duell lebt ja davon, dass man sich reibt an verschiedenen Punkten. Das passierte gar nicht."

Union und SPD reklamieren die Sieg in dem 90-minütigen Schlagabtausch jeweils für sich, die Umfragen sprechen aber für Merkel. In Blitzumfragen von ARD und ZDF lag die Kanzlerin am Sonntagabend vorn. Allerdings waren die Zahlen des Instituts Infratest dimap und der Forschungsgruppe Wahlen sehr unterschiedlich. Nach ARD-Angaben lag Merkel mit 55 zu 35 Prozent so weit vorn wie noch nie in ihren drei Duellen als Kanzlerin. Im ZDF war es viel knapper: Hier kam die Kanzlerin auf 32 Prozent Zustimmung, Schulz auf 29 Prozent. 39 Prozent der Befragten waren unentschieden. Die Forschungsgruppe sprach sogar von einem "Patt".

Dabei hatte sich Schulz im einzigen Duell vor der Wahl angriffslustig gezeigt. So warf er Merkel schwere Fehler in der Flüchtlingskrise vor. Zudem unterstellte er ihr, sei wolle die Rente mit 70 einführen. Merkel widersprach jeweils energisch. Im Konflikt mit der Türkei sprach sich Schulz für einen Stopp der EU-Beitrittsverhandlungen mit Ankara aus. Merkel verwies darauf, dass dies nur einstimmig von allen EU-Mitgliedstaaten beschlossen werden könne.

Der Medienwissenschaftler Bernd Gäbler hält das Format des TV-Duells für überholt. "Die Sendung war leblos und frei von jeder Überraschung", sagte er der dpa. "Die Sendung war mehr Parallelslalom als Duell." (mit dpa)


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Autor: W&V Redaktion

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