TV-Wirkungstag: Warum die Vermarkter die Gattungsinitiative Wirkstoff TV gründen
Die TV-Vermarkter wollen mit der TV Wirkstoff GmbH die Gattung Fernsehen als Werbeträger stärken. In Kürze geht es los - erst einmal mit Jan Kühl von El Cartel Media an der Spitze. Das Vorhaben birgt Überraschungen...
Der Gattungs-Gedanke hinter dem TV-Wirkungstag wird von den beteiligten Fernsehvermarktern in professionelle Bahnen gelenkt - und nun also doch unter dem Dach des Privatfunkverbands VPRT. Die neue GmbH mit dem Titel Wirkstoff TV wird in Kürze in Berlin gegründet. Sie ist eine Tochter des VPRT, die beteiligten privaten Vermarkter IP Deutschland, SevenOne Media, El Cartel Media, Discovery Networks Deutschland, Be Viacom, Constantin Sport Marketing, iq media marketing und Sky Media Network sind erst einmal Kunden der Gesellschaft und können später Gesellschafter neben dem Mehrheitseigner VPRT werden. Mit von der Partie (man staune): die ARD-Werbung Sales & Services, Werbetochter der öffentlich-rechtlichen ARD. Die Frankfurter sind ebenfalls Träger des Gattungsgedankens und Mitveranstalter des TV-Wirkungstags, der am Donnerstag zum 9. Mal seine Pforten öffnet. Dort wird auch die Neugründung verkündet - mit dem Ziel, die Gattung als Werbeträger zu stärken.
Vorbild für die Wirkstoff TV GmbH ist die britische Thinkbox oder auch das deutsche Hörfunkpendant, die Radiozentrale. Erster ehrenamtlicher Geschäftsführer ist Jan Kühl, Chef des RTL-II-Vermarkters El Cartel Media. Er wird den Job 18 Monate innehaben und dann an einen der anderen Geschäftsführerkollegen der beteiligten Vermarkter weiterreichen. Ihm zur Seite steht ein Kenner der Mediabranche als Sprecher: Andreas Kühner, zuletzt Kommunikationschef des ProSiebenSat.1-Vermarkters SevenOne Media. Das einstige IP-Sparchrohr wird extern zuarbeiten. Hinzu kommt ein Beirat - "das reicht fürs Erste", erklären die Herren bei Präsentation in Düsseldorf. Mit den Gründungsgesellschaftern sind 95 Prozent des TV-Werbemarktes abgedeckt - mit den restlichen fünf Prozent in Form der ZDF Werbefernsehen GmbH und Tele 5 würden Gespräche geführt, heißt es. Überhaupt sei man weiteren Partnern gegenüber offen - wenn sie den TV-Gedanken mittragen.
Und das will Wirkstoff TV erreichen: Kühl und seine Mitstreiter sehen die Notwenigkeit, "unsere Gattung vor dem Hintergrund des schärfer werdenden Wettbewerbs voranzutreiben". Auch wenn im Mittelpunkt das nach wie vor dominante klassische lineare Fernsehen stünde, sei man in "beide Richtungen offen". Jan Kühl meint damit das non-lineare und mobile Fernsehen, dem auch auf dem TV-Wirkungstag deutliche Zuwachsraten prognostiziert werden. "Es geht bei Wirkstoff TV also nicht um TV versus Online - es geht um TV und Online", so der Lenker von Wirkstoff.
In Sachen Gattungsmarketing soll nun vor allem die bestehende Online-Plattform wirkstoff.tv um- und ausgebaut und zu einem "Kompendium rund um TV" gemacht werden. Gemeinsame Studien sollen angeschoben, Workshops durchgeführt werden. Ein Expertenforum ist für den Herbst bereits geplant, Buchprojekte sind vorgesehen. Im Mittelpunkt steht stets das Medium TV und seine Bedeutung als Werbträger. Für die Wirkstoff TV GmbH bedeutet das: "Die Kultur ist forscherisch", so Kühner.
Der Plan zu einer Initiative hinter dem TV-Wirkungstag und der begleitenden Plattform Wirkstoff.TV ist einige Jahre alt, scheiterte bislang aber an kartellrechtlichen Bedenken - arbeiten doch alle Dickschiffe des Fernsehgeschäfts zusammen. Mit dem Vehikel VPRT wird es nun möglich, ein Lösung, die sich seit Längerem abzeichnete. Der Plan für eine eigenständige GmbH wurde zum Jahreswechsel 2011 endgültig zu den Akten gelegt; im gleichen Atemzug entschwand der als Chef ausgespähte Mediamanager Alex Duphorn zu Goldbach Media in die Schweiz.