Klein analysiert selbst das Marktumfeld der Firmen, beurteilt ihr Wachstumspotenzial und lotet aus, ob das Management dem harten Wettbewerb gewachsen ist. "Ich gehe tief runter in den Maschinenraum und prüfe jede Firma auf Herz und Nieren", sagt der Manager. Hat er sich entschieden, fängt die Arbeit erst richtig an. Er coacht seine geschäftlichen Neulinge, greift ihnen mit seinem ganzen Netzwerk an internationalen Kontakten unter die Arme. Trotz der millionenschweren Abfindung von G+J agiert Klein geschäftlich wie ein vorsichtiger Hamburger Kaufmann. "Ich investiere je Beteiligung niedrige bis höhere sechsstellige Euro-Beträge und dies ausschließlich aus Eigenmitteln", sagt er. Bislang hat er ein richtiges Händchen bewiesen. Keiner seiner Beteiligungen ging in die Binsen.

Torsten-Jörn Klein hat damit nach seiner Ära im Verlagswesen einen ähnlichen Weg eingeschlagen, wie einige andere Chefs von Gruner + Jahr oder dem Gütersloher Medienriesen Bertelsmann. Dazu gehören beispielsweise der ehemalige G+J-Vorstandsvorsitzende Bernd Kundrun sowie Rolf Schmidt-Holtz, ehemals Chef der zu Bertelsmann gehörenden Music Group. Beide Manager haben sich als Internetunternehmer selbstständig gemacht. Sie gründeten mit Partnern den Hamburger Inkubator Hanse Ventures, der junge Gründer von Webfirmen den Weg in die Marktwirtschaft bereitet. Auch der frühere Bertelsmann-Chef Hartmut Ostrowski wechselte die Fronten vom angestellten Manager zum Web-Unternehmer. Er investierte in ein gutes Dutzend Internetfirmen - darunter sind ein Anbieter fremdsprachlicher Übersetzungen, eine Firma, die Nachhaltigkeitsberichte für Unternehmen erstellt, eine Online-Pflegeberatung und eine Fachkräftevermittlung.

Trotz seines Wechsels ins Unternehmertun blickt Klein gern auf seine bisherige berufliche Karriere zurück. Ob als Vertriebschef der Bertelsmann-Club-Filialen, Geschäftsführer des Berliner Verlags oder als G+J-Vorstand - noch immer hängt sein Herz am Mediengeschäft. So ist er nicht unglücklich darüber, dass er einen lukrativen Posten als CEO bei einem Modelabel nicht antrat. Jetzt, als Internetunternehmer, ist er dem Mediengeschäft immer noch etwas nah. Auch mehr Freizeit birgt sein neuer Job. Mehrfach im Jahr jettete er zu Gruner-Zeiten zwischen Peking, New Delhi, Sao Paolo und den USA. Heute pendelt er - meist per Bahn - zwischen Hamburg, München und Berlin, wenn er seine diversen Venture-Capital-Beteiligungen besucht.

Vor ganz neuen Herausforderungen stellen ihn seit Kurzem zwei ganz andere "Ventures". Vor wenigen Monaten ist Klein Vater von Zwillingen geworden. Ein Engagement, in das er erst reinwachsen musste. Klein: "Die beiden sind für mich das beste Investment meines Lebens."

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