"Designpreise sind etwas Weltfremdes"
Was läuft in der Designbranche falsch und welcher Award ist wirklich wichtig? Holger Prüßner hat dazu eine klare Meinung. In einem Gastbeitrag für W&V Online fordert der Chef der Designagentur Solutions mehr Bodenständigkeit von der Branche - und weniger Designer in den Jurys.
Was läuft in der Designbranche falsch und welcher Award ist wirklich wichtig? Holger Prüßner hat dazu seine eigenen Gedanken. In einem Gastbeitrag für W&V Online fordert der Chef der Hamburger Designagentur Solutions mehr Bodenständigkeit von der Branche - und weniger Designer in den Jurys.
"Im Grunde genommen sind Designpreise etwas Weltfremdes. Edelst fotografiert und perfekt ausgeleuchtet präsentieren sich da Alltagsgegenstände wie in einer Galerie. Und ebenso überhöht werden sie dann beurteilt - von Leuten, die oft genug vor lauter Designverliebtheit anscheinend ganz vergessen haben, dass sie im normalen Leben auch nur ganz normale Menschen sind. Menschen, die Sachen zu essen kaufen und sie in den Kühlschrank stellen, die auf dem Sofa vorm Fernseher sitzen und Chips essen. Die sich die Zähne putzen und aufs Klo gehen. Die ein ganz alltägliches Leben führen. In eben diesem Alltag ist Design - neben z.B. Preis, Markenimage, tatsächlichem Bedarf und individuellem Bedürfnis - nur eines von mehreren Kriterien, die über den (Wettbewerbs-) Erfolg und Misserfolg eines Produkts entscheiden.
Vielleicht wird mich ein Designwettbewerb erst dann wirklich begeistern, wenn nicht Designer, sondern die Nutzer die Jury stellen. Bis dahin ist auch der neue "Designpreis der Bundesrepublik Deutschland 2012" eine Veranstaltung im Elfenbeinturm. Wo, nebenbei bemerkt, nicht nur Minister Rösler sich ja durchaus eingerichtet hat..."