Woher kommen die Kontakte? Es sind – nach Recherchen von W&V-Online - größtenteils Referenzen der Aida Media Ltd, die offiziell keine Deutschlandgeschäfte mehr macht und die - nach F.s Angaben - keinerlei Beziehung zu Aida GmbH unterhält. Zum Zeitpunkt der Geschäftsaufgabe waren viele offene Forderungen bei der Aida Media Ltd in Deutschland aufgelaufen – durch das Einstellen der Deutschlandgeschäfte konnten die offenen Forderungen bislang nicht mehr beigetrieben werden. Merkwürdig ist aber: Trotz der Geschäftsaufgabe in Deutschland gibt es für die Aida Media Ltd noch eine deutschsprachige Seite unter www.aidamedia.de. Unter www.aidamedia.de/agb findet man (Stand 2. August 2011) die aktuellen AGB der GmbH. Auf www.aidamedia.de heißt es auch noch: „Heute arbeiten über 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Standorten in Deutschland und England an der Weiterentwicklung unserer Vision von effizienter, direkter Kundenkommunikation in digitalen Medien.“ Inhaber der Domain aidamedia.de ist immer noch Steffen Lutz F.

Fragwürdige Referenzen

Auf Nachfrage von W&V-Online erweisen sich die Referenzen als recht dünn: Vodafone beispielsweise hatte 2005/2006 – vor der Gründung der GmbH - eine Aktion mit der Aida Media Ltd gestartet. Allerdings liegt eine Erlaubnis, Vodafone als Referenz zu nennen, nicht vor. Der ADAC kennt keine Agentur mit dem Namen Aida. Auch Tipp 24 streitet ab, mit Aida Media zusammen gearbeitet haben. Die Allianz und Huk 24 bestätigen lang zurückliegende, aber unproblematische Beziehungen. German Wings sagt, das sei ein „Kontakt aus Ur-Zeiten“, derzeit bestünden keinerlei Beziehungen. Die CDU, in einer Pressemitteilung von 2005 noch als Neukunde bejubelt, gibt nach eigenen Angaben generell keine Auskunft über Geschäftsbeziehungen zu Dienstleistern. Dafür aber gibt es einen weiteren interessanten Punkt: Aida Media hat im Jahr 2005 im Rahmen eines Forderungsverzichts 63.800 Euro an die CDU gespendet.

W&V Online hat bei einem Großteil der Referenzkunden der Aida GmbH nachgehakt. Auffällig ist: Über Tests oder ein kleines Projekt scheint der Kontakt mit Aida MediaLtd bei keinem hinausgegangen zu sein. Keiner davon macht derzeit Geschäfte mit der GmbH in München, und das obwohl es laut Geschäftsführer F. „relativ aktuelle“ Referenzen sind.

Fazit

Verträge mit für sich nachteiligen Vertragsbedingungen abzuschließen ist Kunden nicht verboten. Und zumindest einmal haben Landgericht und OLG für Aida Media und ihre cleveren Vertragsklauseln geurteilt. Trotzdem ist die systematische Häufung an Kampagnen, die nicht wie versprochen liefen, auffällig. An fortlaufenden, guten Kundenbeziehungen scheint Steffen Lutz F. nicht interessiert zu sein.

Viele Beteiligte waren nur bereit, mit der Redaktion zu reden, wenn Namen, Kunden und Firmen nicht genannt werden. Keiner will sich offen dazu bekennen, auf findige Vertragsklauseln hereingefallen zu sein. Keiner gibt gerne offen einen Misserfolg zu. Genau dieses Schweigen aber scheint – zumindest aus jetziger Perspektive – begünstigt zu haben, dass Aida GmbH und Steffen Lutz F. bis vor kurzem immer noch mit E-Mail-Marketing-Kampagnen beauftragt werden. Und sollte einer der Kunden doch aufbegehren, wird der Geschäftston schnell mal ruppiger. „Wenn Sie wissentlich falsche Tatsachen verbreiten sollten, hat das straf- und zivilrechtliche Konsequenzen für Sie,“ hat F. zum Beispiel in einer E-Mail an einen Kunden angekündigt, die W&V Online vorliegt.

Viele Forderungen sind immer noch offen. Steffen Lutz F. sagt selbst: „Es gibt wohl noch laufende Gerichtsverfahren wegen offener Forderungen gegen Kunden bzw. Verbindlichkeiten“ gegenüber der alten Aida Media Ltd. Und weicht zugleich aus, er habe keinen Einblick mehr. Zum Zeitpunkt seines Ausscheidens – vor zwei Jahren – habe es, soweit er wisse, keine offenen Forderungen gegeben. Auch die GmbH sei in Streitereien verwickelt, gibt F. zu, auch wegen „Zahlungsverzug von Kunden“. Nach der Insolvenzanmeldung hat W&V Online neuerlich nachgehakt. Steffen Lutz F. dazu: „Um die Geschäfte ist es nicht schlimm bestellt. Aber um die Zahlungsmoral unserer Kunden schon. Die Firma hat einen vorläufigen Insolvenzverwalter, der die offenen Rechnungen eintreiben wird. Wir arbeiten ganz normal weiter. Insolvenz heißt in dem Fall nur vorübergehende Zahlungsunfähigkeit.“

Die Spur führt nach Brasilien

Sowohl der eingangs geschilderte umfangreiche Fall mit der Media-Agentur, das OLG-Urteil und noch ein weiterer Titel datieren in die Zeit, in der Steffen Lutz F. als Geschäftsführer volle Verantwortung hatte. Eine Beziehung zwischen der Aida Media Ltd, die nur noch in Birmingham und Mallorca aktiv ist, und der Münchner Aida GmbH verneint F. Trotz übernommener Referenzen, trotz der Überschneidungen beim Personal, trotz gleichem Sitz. Die Ltd gehöre institutionellen Anlegern, sagt F.

Die GmbH, erst 2009 gegründet, gehöre wiederum zwei weiteren Firmen. Eine davon, die Immo Media do Brasil, sitzt in Brasilien. Diese Firma vermietet ein luxuriöses Feriendomizil in Brasilien. Der Geschäftsführer hier (Stand 2. August 2011): Steffen Lutz F.