FaceApp:
#faceappchallenge: Das sagt die Werbebranche
Die "FaceApp" erlebt mit der #faceappchallenge ihren bisher größten Hype. Viele Promis laden trotz Datenschutzbedenken Bilder ihrer künstlich gealterten Gesichter ins Netz. Auch Werber machen mit.
Die russische Faceapp ist zur Zeit in aller Munde und deren Ergebnisse auf jedermanns Smartphone. Die App transformiert Gesichter in Sekundenschnelle in jüngere oder ältere Versionen ihrer selbst, ändert das Geschlecht oder lässt einen neue Haarfarben und Brillen ausprobieren.
Am beliebtesten ist der "Altersfilter", der einem zeigt, wie man in ein paar Jahrzehnten aussehen könnte. Unter den Hashtags #faceapp #faceappchallenge und #agechallenge werden gerade tausende Fotos mit vermeintlichen Greisinnen und Greisen auf Instagram, Facebook und Twitter hochgeladen. Die Ergebnisse sind genauso unterhaltsam wie unheimlich - sie erinnern an die virtuelle Face-Aging-Software, die für veraltete Bilder von vermissten Personen verwendet wird.
Wer oder was löste die Challenge aus?
Woher die Challenge kommt oder wer sie gestartet hat und warum gerade der Altersfilter einen solchen Hype in den sozialen Medien erfährt, ist nicht ganz klar. Vielleicht war es Zufall, dass US-Promis wie Drake und die Jonas Brothers die App wiederentdeckt haben und eine virale Welle ausgelöst haben. Vielleicht wurden diese oder andere auch gezielt angesprochen. Laut Betreiber ist es der verbesserte Algorithmus, der angeblich mit künstlicher Intelligenz arbeitet, der die momentane Begeisterung für den Altersfilter auslöste.
Die Ergebnisse sind verblüffend
Tatsächlich sehen die überarbeiteten Bilder wie täuschend echte Fotografien aus. Man muss nicht zwingend ein Frontporträt nutzen, auf dem man alleine zu sehen ist. Die Filter passen sich auch auf unruhige Hintergründe, Sonnenbrillen oder Selfieposen mit Smartphone an. Auch kann die App mit mehreren Gesichtern auf einem Foto arbeiten und Paar- oder Gruppenfotos altern lassen.
Trotz Warnungen unter anderem vom Bundesdatenschutzbeauftragten Ulrich Kelber machen sogar Politiker wie Cem Özdemir mit:
Auch deutsche Kreative können sich der Faszination der täuschend echten Bilder nicht entziehen und haben wenig Bedenken ihre Fotos in die App hochzuladen.
Raphael Brinkert von Brinkert Metzelder beispielsweise postete sein Ergebnis auf Facebook - mit einem augenzwinkernden Kommentar in Richtung Ex-Partner Jung von Matt. Datenschutztechnisch fühlt er sich auf der sicheren Seite: "Ich habe extra nur einen Screenshot gemacht und die App danach wieder gelöscht."
Mathias Richel von Richel Stauss sieht das Problem eher im sorglosen Umgang:
"Mir machen die Datenschutzbestimmungen wenig Sorgen. Wir sollten uns nicht darüber aufregen, dass das die App eines russischen Dienstleisters ist, sondern über die digitalkapitalistische Verwertungslogik. Wir sind uns (noch) nicht dem Wert unserer eigenen Daten bewusst, obwohl es für die einen riesigen Markt gibt. Und das wird natürlich massiv ausgenutzt."
Damit steht er - trotz eigener Nutzung - auf der Seite der kritischen Stimmen wie zum Beispiel von Digitalexperte Philipp Steuer.
Kastner-Kreativchef Stefan Schmidt ist fasziniert von der technischen Ausgefeiltheit der App und sieht es deshalb locker: "Das technische Ergebnis ist einfach irre beeindruckend. Da konnte ich trotz besseren Wissens nicht widerstehen."
Wem die FaceApp jetzt schon "zu mainstream" ist, kann ja mal auf der Webseite "AI Portraits" ausprobieren, wie er oder sie als Renaissance-Gemälde aussehen würde. Auch dieses Projekt basiert angeblich auf künstlicher Intelligenz. Zugegeben: Die Webseite ist noch lange nicht so weit entwickelt wie die FaceApp und funktioniert nur mit Porträts. Die Ergebnisse stechen aber auf Social Media sicherlich innerhalb der FaceApp-Flut heraus.