Die Ergebnisse sind verblüffend

Tatsächlich sehen die überarbeiteten Bilder wie täuschend echte Fotografien aus. Man muss nicht zwingend ein Frontporträt nutzen, auf dem man alleine zu sehen ist. Die Filter passen sich auch auf unruhige Hintergründe, Sonnenbrillen oder Selfieposen mit Smartphone an. Auch kann die App mit mehreren Gesichtern auf einem Foto arbeiten und Paar- oder Gruppenfotos altern lassen.

Trotz Warnungen unter anderem vom Bundesdatenschutzbeauftragten Ulrich Kelber machen sogar Politiker wie Cem Özdemir mit:

Auch deutsche Kreative können sich der Faszination der täuschend echten Bilder nicht entziehen und haben wenig Bedenken ihre Fotos in die App hochzuladen.

Raphael Brinkert von Brinkert Metzelder beispielsweise postete sein Ergebnis auf Facebook - mit einem augenzwinkernden Kommentar in Richtung Ex-Partner Jung von Matt. Datenschutztechnisch fühlt er sich auf der sicheren Seite: "Ich habe extra nur einen Screenshot gemacht und die App danach wieder gelöscht."

Mathias Richel von Richel Stauss sieht das Problem eher im sorglosen Umgang:

"Mir machen die Datenschutzbestimmungen wenig Sorgen. Wir sollten uns nicht darüber aufregen, dass das die App eines russischen Dienstleisters ist, sondern über die digitalkapitalistische Verwertungslogik. Wir sind uns (noch) nicht dem Wert unserer eigenen Daten bewusst, obwohl es für die einen riesigen Markt gibt. Und das wird natürlich massiv ausgenutzt."

Damit steht er - trotz eigener Nutzung - auf der Seite der kritischen Stimmen wie zum Beispiel von Digitalexperte Philipp Steuer.

Kastner-Kreativchef Stefan Schmidt ist fasziniert von der technischen Ausgefeiltheit der App und sieht es deshalb locker: "Das technische Ergebnis ist einfach irre beeindruckend. Da konnte ich trotz besseren Wissens nicht widerstehen."

Wem die FaceApp jetzt schon "zu mainstream" ist, kann ja mal auf der Webseite "AI Portraits" ausprobieren, wie er oder sie als Renaissance-Gemälde aussehen würde. Auch dieses Projekt basiert angeblich auf künstlicher Intelligenz. Zugegeben: Die Webseite ist noch lange nicht so weit entwickelt wie die FaceApp und funktioniert nur mit Porträts. Die Ergebnisse stechen aber auf Social Media sicherlich innerhalb der FaceApp-Flut heraus.


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Autor: Marina Rößer

Marina Rößer hat in München Politische Wissenschaften studiert, bevor sie ihre berufliche Laufbahn in einem Start-up begann und 2019 zu W&V stieß. Derzeit schreibt sie freiberuflich von überall aus der Welt, am liebsten in Asien, und interessiert sich besonders für Themen wie Nachhaltigkeit und Diversity.