E-Book-Markt:
Neue Marke Tolino: Telekom und Buchhandelsriesen attackieren Amazon
Großangriff auf Amazon: Die vier größten deutschen Buchhandelsketten bringen gemeinsam mit der Deutschen Telekom die Digital-Plattform Tolino samt Lesegerät an den Start. D-Day ist der kommende Donnerstag. Die Medienallianz Made in Germany hat gegenüber der US-Konkurrenz mindestens einen Wettbewerbsvorteil.
Großangriff auf Amazon: Die vier größten deutschen Buchhandelsketten bringen gemeinsam mit der Deutschen Telekom die Digital-Plattform Tolino samt Lesegerät an den Start. D-Day ist der kommende Donnerstag (7. März). Von diesem Tag an verkaufen die insgesamt rund 1.500 stationären Buchhandlungen von Thalia, Weltbild, Hugendubel und Club Bertelsmann in Deutschland den neuen gemeinsamen E-Reader "Tolino Shine". Das Gerät konkurriert mit dem Amazon-Spitzenmodell Kindle Paperwhite. Die dazugehörige E-Book-Plattform umfasst nach Angaben der Partner über 300.000 deutschsprachige Titel.
Anders als die abgeschlossenen Medienwelten von Amazon und Apple ist Tolino als "flächendeckendes und offenes Ökosystem für digitale Bücher" geplant. So formuliert es Telekom-Innovationschef Thomas Kiessling in einer gemeinsamen Erklärung mit den vier Buchhandelspartnern. Die Telekom ist in der neuen Medien-Allianz natürlich für die Technik zuständig, vor allem für den gigantischen Datenspeicher in der Cloud. Gekaufte Inhalte können dort kostenlos abgelegt und über unterschiedliche Endgeräten ausgespielt werden. Ein echter Wettbewerbsvorteil gegenüber Amazon und Apple: Die US-Konzerne setzen beim Medienkonsum grundsätzlich ein aktives Kundenkonto voraus. Amazon-E-Books sind im Grunde genommen nur lizensiert, nicht wirklich gekauft. Wer sein Amazon-Konto löscht - etwa aus Protest gegen jüngst bekannt gewordenen Arbeitsbedingungen - verliert damit auch seine digitale Büchersammlung.
Die Namen Amazon und Apple sucht man in der Pressemitteilung der Tolino-Partner zwar vergeblich. Seitenhiebe auf die Konkurrenz sind aber unübersehbar. Weltbild-Chef Carel Halff etwa, ein gebürtiger Niederländer, beschreibt Tolino dort als "die sympathische deutsche Marke, die künftig als Synonym für digitales Lesen, schnelle Verfügbarkeit und einfachste Handhabung steht". Und: "Die Zukunft der deutschen Buchbranche soll auch weiterhin bei uns liegen und nicht in den Händen börsennotierter amerikanischer Konzerne." Weltbild ist im Besitz der katholischen Kirche und bei Bertelsmann und Hugendubel haben noch die Gründerfamilien das Sagen. Bei Thalia sind die Besitzverhältnisse nicht ganz so überschaubar: Das Unternehmen gehört zum Douglas-Konzern, der über eine Holding namens Beauty Holding Three AG letztlich von der US-amerikanischen Investment-Gesellschaft Advent International kontrolliert wird.