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Niiu-Gründer: "Wir bringen Menschen dazu, für digitale Inhalte zu bezahlen"
Was die personalisierte Tageszeitungs-App Niiu über unsere Lesegewohnheiten aussagt und warum einige Verlage verhalten gegenüber diesem Digital-Angebot sind, erklärt Wanja S. Oberhof im Interview mit W&V Online.
Die personalisierte Tageszeitungs-App Niiu stellt die Print-Inhalte verschiedener Zeitungen als App zur Verfügung. Der Nutzer kann sich selbst die Rosinen herauspicken. Einige Springer-Zeitungen sind dabei, auch die "NZZ" und neuerdings die "Deutsche Welle". Doch noch sind einige Verlage verhalten gegenüber diesem Digital-Angebot sind. Warum das so ist und warum die Zeitung als App besser funktioniert, als gedruckt, erklärt Wanja S. Oberhof, einer der Geschäftsführer und Gründer, im Interview mit W&V Online.
Herr Oberhof, als gedruckte Zeitung mussten Sie Niiu aufgeben, als App hat die personalisierte Zeitung nun aber eine neue Finanzierungsrunde geschafft. Passt das digitale Angebot einfach besser in unsere Zeit und zu den heutigen Lesegewohnheiten?
Dass wir die gedruckte Zeitung einstellen mussten, lag nicht an den Lesergewohnheiten. Unser Hauptproblem damals war der Workflow. Der digitale Zeitungsdruck war noch nicht ausgereift genug. Es gab Ausfälle, die Auslieferung hat nicht immer einwandfrei funktioniert und wir waren sehr stark auf den Berliner Markt beschränkt. Denn dort stand damals eine der ersten Maschinen Deutschlands überhaupt, die digital eine Zeitung drucken konnte. Doch das Feedback der Leser war gut, deshalb haben wir digital weitergemacht.
Heißt das, Niiu könnte irgendwann wieder als gedruckte Zeitung kommen, wenn der Druckmarkt vielleicht soweit ist? Ist die App eine Übergangslösung?
Nein, sie ist sicher keine Übergangslösung. 2009, als wir mit Niiu gestartet sind, war der Tablet-Markt in seiner jetzigen Form noch nicht zu erkennen. Das iPad kam ja erst 2010 raus. Damals war uns schon klar: Wir brauchen eine App. Unsere nächsten Schritte gehen in Richtung Android und Windows, nicht in Richtung Druckerei. Außerdem verbessern wir die bestehende App. Ein Update kommt jetzt in den App-Store.
Sie haben für die bisherige App auch Kritik einstecken müssen. Die Technik wird von den Usern bemängelt und dass die Auswahl an Zeitungen zu gering sei.
Die Technik haben wir mit dem Update verbessert. Sie hat jetzt kürzere Ladezeiten und wir arbeiten daran, die Schlagwort-Suche einzuführen, damit man etwa alles über den FC Bayern findet. Kooperationen mit weiteren Verlagen würden wir gerne eingehen, sind auch schon in Verhandlungen.
Auf welche Vorbehalte stoßen Sie bei den Verlagen?
Viele müssen sich selbst erst einmal darüber klar werden, wie ihre Digital-Strategie aussieht. Einige wollen nur über das eigene Portal digitale Inhalte vertreiben. Andere wollen dabei sein, haben aber Kannibalisierungs-Ängste.
Und was halten Sie denen entgegen?
Ich vergleiche das mit der Musik-Branche. Da gibt es iTunes oder Spotify und es hat keinen Sinn, sich dem technischen Fortschritt zu verschließen. Ein positiver Effekt unserer App ist doch, dass wir Menschen dazu bringen, für digitale Inhalte zu bezahlen.
Bei der "Welt" gibt es schon eine Online-Bezahlschranke, andere Zeitungen, etwa "Süddeutsche", "Handelsblatt" oder "die Zeit" wollen nachziehen. Was bedeutet das für Sie?
Das wird ein Treiber für unser Geschäftsmodell, denn da kommt unser Mehrwert zu tragen. Denn ein Online-Abonnent wird sich nicht bei vielen verschiedenen Verlagen anmelden und dort überall Abo-Gebühren zahlen. Bei uns zahlt er einmal und hat aber einen ganzen Pool an Inhalten, aus denen er wählen kann.
Wie kreativ sind denn Ihre Nutzer tatsächlich in der Zusammenstellung ihrer persönlichen Zeitung? Wird da wild gemixt aus "Bild", "NZZ", "Grazia" und "Computer Woche"?
Es gibt eine Basis-Ausgabe, die hat den Sport-Teil aus der "Bild" und den Wirtschafts-Teil aus dem "Manager-Magazin" und diese Basis-Ausgabe wird dann personalisiert. Die meisten User passen ihre Auswahl noch ein- oder zweimal an und dann bleibt die App aber auch so.
Und Sie?
Ich habe ganz klassisch die Basis-Ausgabe mit Regional-Teilen aus Hamburg und Berlin und den Politik-Teil aus der "NZZ" für den internationalen Blickwinkel.