Transparenzbericht:
Staaten verlangen von Google immer häufiger Nutzerdaten
Googles aktueller Transparenzbericht zeigt: Der Datenhunger von staatlichen Stellen und Strafverfolgungsbehörden steigt. Und das in demokratischen Staaten.
Gefragtes Datengut: Staatliche Stellen und Strafverfolgungsbehörden verlangen vom Internet-Konzern Google immer häufiger die Übergabe von Nutzerdaten. Im ersten Halbjahr 2012 stieg die Zahl der entsprechenden Verfügungen auf annähernd 21.000 Fälle weltweit, wie aus dem gerade veröffentlichten Google Transparency Report hervorgeht. Im ersten Halbjahr 2011 lag die Zahl der Fälle noch bei knapp 16.000 Fällen. An der Spitze der Länderliste stehen mit 7.969 Verfügungen die USA, gefolgt von Indien (2.319), Brasilien (1.566) und Frankreich (1.546). Deutschland liegt vor Großbritannien mit 1533 Fällen immerhin auf Platz fünf.
In 39 Prozent der Fälle hat Google die Anfragen aus Deutschland beantwortet, betroffen davon waren insgesamt 2.007 Nutzerkonten. Von Juli bis Dezember 2011 hatte der Konzern aus Deutschland 1.426 Anfragen erhalten und diese in 45 Prozent der Fälle beantwortet. Betroffen waren davon 2.027 Nutzerkonten.
William Echikson, der Leiter des Transparenz-Büros von Google in Brüssel, bezeichnete die Zahlen als besorgniserregend. "Wir reden hier von demokratischen Staaten", so Echikson. Auffällig sei, dass einige dieser Staaten sich auf der einen Seite für den Datenschutz gegenüber Unternehmen einsetzten, selbst aber immer häufiger Einblick in die Daten ihrer Bürger haben wollten.
Noch stärker fiel im ersten Halbjahr 2012 die Steigerungsrate bei den Löschungsforderungen aus. Während sich seit 2009 die Zahl der Aufforderungen, bestimmte Inhalt zu entfernen, um die 1.000 Fälle pro Halbjahr bewegte, schnellte die Zahl in den ersten sechs Monaten 2012 auf 1.791 in die Höhe. Dazu gehörte auch die Aufforderung der ehemaligen First Lady Bettina Wulff, mehr als 3.000 Suchergebnisse bei Google zu entfernen. Google kam in acht Fällen der Forderung nach, weil diese wegen falscher Tatsachenbehauptungen rechtswidrig gewesen seien.
Bei den Löschforderungen steht die Türkei mit 501 Fällen an der Spitze, gefolgt von den USA (273), Deutschland (247), Brasilien (191) und Großbritannien (97).