Technik-Kolumne:
TechTäglich: Apple ist die größte Bedrohung für Tesla
Vor dem Mittagessen die wichtigsten Meldungen des Tages – das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V. Heute mit dem Mega-Duell um die E-Auto-Zukunft und der Kopiermaschine von Mark Zuckerberg.
Apple ist die größte Bedrohung für Tesla
Kein Tag ohne neue Nachrichten vom Apple-Auto. Nachdem zuletzt sogar BMW in der Gerüchteküche als möglicher Partner für die Produktion des iCar gehandelt wurde, steht momentan Nissan in der Pole Position. Die mit Renault verbandelten Japaner haben in den USA in den letzten Jahren offenbar zu hohe Produktionskapazitäten aufgebaut. Das würde ideal zu den Plänen von Apple passen, sein Auto als "Made in USA" zu vermarkten. Zuletzt galt Hyundai/Kia als Favorit. Doch die Koreaner plauderten das gemeinsame Projekt offenbar zu früh aus – ein No-go in der Apple-Welt. Unabhängig davon, wer am Ende das Rennen macht, ist Star-Analyst Gene Munster von Loup Ventures davon überzeugt, dass "Apple die bisher größte Bedrohung für Tesla darstellt".
Auch der stets gut informierte Munster geht mittlerweile fest davon aus, dass das iCar in den nächsten Jahren tatsächlich auf die Straße kommt: "Es ist ganz klar, dass Apple Ambitionen hat, ein Auto zu bauen. Das war vor sechs Monaten noch nicht klar." Warum Apple dieses enorme Projekt nach langem Zögern nun doch wagt, steht für den Analysten außer Frage, so CNET und iMore. Es geht um einen Markt mit meist veralteten Produkten, der überreif für Innovationen ist. Und es geht um die schiere Größe und die Umsatzzahlen des weltweiten Automarkts, gegen die selbst ein milliardenfach verkauftes iPhone verblasst: "Der Markt ist um ein Vielfaches größer als alles, was Apple bisher angefasst hat. Und dieses Wachstum ist es nun mal, was Tech-Unternehmen nachts wachhält." Munster erwartet, dass Apple klassischen Autoherstellern enorm weh tun kann – und dass die wahre Konkurrenz um die Ecke in Kalifornien zuhause ist, bei Tesla. Hier zeichnet sich ein Mega-Duell um die E-Auto-Zukunft ab.
Facebook plant Clubhouse-Kopie
Mark Zuckerberg wirft wieder den Kopierer an. Laut einem Bericht der New York Times hat der Facebook-Chef seine Entwickler damit beauftragt, eine eigene Version der momentan extrem angesagten Social-Audio-App Clubhouse auf die Beine zu stellen. Die NYT will von zwei Facebook-Insidern erfahren haben, dass sich das Projekt derzeit in einer frühen Entwicklungsphase befindet, und dass es noch keinen endgültigen Namen hat. "Wir verbinden Menschen seit vielen Jahren durch Audio- und Videotechnologien und suchen immer nach neuen Möglichkeiten, dieses Erlebnis für die Nutzer zu verbessern", erklärte Facebook-Sprecherin Emilie Haskell zu den Gerüchten. Von Clubhouse war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Dass sich Zuckerberg für Clubhouse interessiert, bewies er vergangenen Sonntag, als er in der Chat-App hereinschneite, und über Augmented und Virtual Reality sprach. Nach einem Kurzauftritt verschwand der CEO dann aber schnell wieder, um sich um seine Familie zu kümmern. Das Kopieren guter und erfolgreicher Ideen der Konkurrenz gehört zur Facebook-DNA. Zuletzt erhielt Instagram mit den Stories einen Snapchat-Klon und mit den Reels eine TikTok-Dublette. Bis auf die zugekauften Töchter WhatsApp und Instagram hatte Facebook in den letzten Jahren mit neuen Projekten aber wenig Erfolg. Für Clubhouse könnte gefährlich werden, dass sich die Technik des Audio-Chats relativ einfach nachahmen lässt. Twitter bietet mit Spaces bereits eine vergleichbare Funktion an.
Jeff Bezos: Was er mit 193 Milliarden Dollar alles machen könnte
Im Herbst verabschiedet sich Amazon-Gründer Jeff Bezos mit 57 Jahren als CEO in die Frührente. Mit Projekten wie seiner Zeitung Washington Post, seinem Raumfahrtprogramm Blue Origin und verstärkten Aktivitäten im Bereich Charity dürfte einer der reichsten Menschen der Welt zeitlich zwar allemal ausgelastet sein. The Verge hat aber jetzt ausgerechnet, was Bezos mit seinem geschätzten Vermögen von 193 Milliarden Dollar (159 Milliarden Euro) alles anfangen könnte. Und die Ergebnisse sind spektakulär. So könnte er sich 64.400 Exemplare des Supersportwagens Bugatti Chiron zu je drei Millionen Dollar zulegen. Oder er könnte fünf Millionen Jahre lang die 3.000-Dollar-Monatsmiete für das private Badezimmer von Ivanka Trump und Jared Kushner bezahlen, das die letzten vier Jahre vom Secret Service zum Personenschutz benötigt wurde.
Die 300 Millionen Dollar teure Privatinsel Lānaʻi von Oracle-Gründer Larry Ellison auf Hawaii würde 644 Mal ins Bezos-Budget passen – allerdings gibt es sie nur einmal. In Sachen Tesla-Anteile schaut es sogar für Multimilliardär Jeff schlecht aus: Sein Geld reicht nur für 23 Prozent des Autobauers. Wenn Bezos Gutes tun will, gäbe es zwei sinnvolle Vorschläge: Er könnte den Hunger in den USA sieben Mal stoppen. Denn die Experten von "Hunger Free America" schätzen, dass das durch Lohnerhöhungen und Sozialprogramme "nur" 25 Milliarden Dollar kosten würde. Außerdem könnte Jeff Bezos 9,6 Milliarden Dosen des Corona-Impfstoffs von Biontech/Pfizer kaufen – und damit 4,8 Milliarden Menschen oder fast zwei Drittel der Weltbevölkerung vor Covid-19 bewahren.
NASA und Fitbit schützen Astronauten vor Corona
Es wäre der absolute Alptraum für die NASA: Eine Astronautin oder ein Astronaut fliegt ins Weltall – und erkrankt dort an Corona. Dann müsste womöglich die gesamte Mission abgebrochen werden. Durch regelmäßige Corona-Tests ist diese Wahrscheinlichkeit zwar gering. Dennoch will die US-Weltraumbehörde ihr fliegendes Personal, aber auch die Technikerinnen und Techniker, die die Projekte betreuen, noch besser schützen. Deshalb erhalten rund 1.000 NASA-Beschäftigte, darunter 150 AstronautInnen, jetzt Fitness-Armbänder und Smartuhren von Google-Tochter Fitbit, die mögliche Infektionen frühzeitig erkennen sollen.
Im Rahmen eines Großversuchs und mit einer eigenen NASA-Fitbit-App sollen die Beteiligten laut TechCrunch ihre Gesundheitswerte kontinuierlich überwachen. Wie mittlerweile mehrere Studien bestätigt haben, können selbst minimale Abweichungen beim Ruhepuls, beim Abstand zwischen Herzschlägen und bei der Atemfrequenz frühzeitig auf eine Covid-19-Infektion hindeuten. Das funktioniert häufig bereits eine Woche, bevor es zu ersten Symptomen der Krankheit kommt. Betroffene könnten sich dann sofort in Quarantäne begeben und keine Kollegen anstecken – auch wenn AstronautIn womöglich der Beruf ist, der sich am schlechtesten mit Home Office vereinbaren lässt.
Céline Dion: So gruselig ist ihr Roboter-Zwilling
Roboter können mittlerweile Treppen steigen, Bewachungsaufgaben übernehmen und vieles mehr. Zum Popstar und zur Drama-Diva taugen unsere Blech-Kollegen aber noch längst nicht. Das beweist jetzt Cleo, eine menschenähnliche Roboter-Frau der US-Firma Engineered Arts, die eigentlich animierte und digitale Figuren für Freizeitparks produziert. Cleo ist zwar bei Weitem ausgefeilter und leistungsstärker als handelsübliche Geisterbahn-Figuren. Doch in der Rolle als gruseliger Roboter-Zwilling von Superstar Céline Dion ("My Heart will go on") zeigt sie, dass der Weg zu glaubhaften Maschinen-Menschen noch meilenweit ist.
Die Roboter-Céline stakst eher unbeholfen durch das Video, mit mechanisch wirkenden Armbewegungen. Und ihre Gesichtsausdrücke können bei Weitem noch nicht die unglaubliche Vielfalt menschlicher Emotionen wiedergeben. Bevor ein solcher Roboter in den nächsten Jahren tatsächlich menschenähnlich wirkt, taucht wohl eher die Titanic wieder auf. An der immer noch unausgereiften Technik ist laut Gizmodo in den letzten Jahren auch Disney gescheitert. Der US-Unterhaltungskonzern setzt deshalb in seinen Vergnügungsparks weiterhin vor allem auf Figuren aus der Comic-Welt – statt auf Nachbauten von Menschen, wie sie zuletzt im "Pirates of the Caribbean"-Themepark nicht überzeugen konnten.