Tech-Kolumne:
TechTäglich: Golden Globes – Attacke auf Apple
Vor dem Mittagessen die wichtigsten Meldungen des Tages. Das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V, die von Montag bis Freitag erscheint – immer um 11 Uhr. Heute mit der unsichtbaren Smartphone-Kamera und mit neuen Gadgets fürs stille Örtchen.
Golden Globes: Attacke auf Apple
Apple-Chef Tim Cook saß im Publikum – und war nicht amüsiert. Denn Comedian und Schauspieler Ricky Gervais holte als Moderator der 77. Golden Globes in Los Angeles zum Generalangriff auf Apple aus. Zunächst hatte der Engländer in seiner Rede noch Lob für Apples preisgekrönte Serie "The Morning Show" parat: "Apple ist mit einem großartigen Drama über die Bedeutung von Würde und dem richtigen Handeln ins Fernsehgeschäft eingestiegen." Doch dann verging nicht nur Cook das Lachen. "Dieses Drama", so Gervais weiter Richtung Apple, "wurde von einer Firma produziert, die Ausbeuterbetriebe in China unterhält". Seine Kritik an Schauspielern und anderen Beteiligten: "Ihr behauptet, Ihr seid wachsam. Aber die Firmen, für die Ihr arbeitet, sind unglaublich. Apple, Amazon, Disney. Wenn ISIS einen Streamingdienst starten würde, würdet Ihr auch Eure Agenten anrufen, oder?"
Berechtigte Kritik an den Arbeitsbedingungen in chinesischen oder indischen Fabriken – oder zu starker Tobak von Ricky Gervais? Jedenfalls forderte der Gastgeber des Abends potentielle Golden-Globe-Gewinner auf: "Wenn Ihr einen Preis gewinnt, benutzt ihn nicht als Plattform für eine politische Rede. Ihr seid nicht in der Position, die Öffentlichkeit über irgendetwas zu belehren. Ihr wisst nichts über die wirkliche Welt. Die meisten von Euch haben weniger Zeit in der Schule verbracht als Greta Thunberg. Wenn Ihr gewinnt, kommt, nehmt Euren kleinen Preis entgegen, bedankt Euch bei Euren Agenten und bei Gott, und dann haut ab!" Die Hauptdarstellerinnen Jennifer Aniston und Reese Witherspoon sowie die Macher von "The Morning Show" kamen danach allerdings gar nicht erst in die Verlegenheit, sie gingen bei den Golden Globes leer aus.
OnePlus: Die unsichtbare Smartphone-Kamera
An der Vorderseite von Smartphones versuchen die Hersteller schon länger, Kameras so gut wie möglich zu verbergen. Nun startet das Versteckspiel auch auf der Rückseite. Das ambitionierte chinesische Startup OnePlus hat im Vorfeld der Elektronikmesse CES, die morgen in Los Angeles startet, das erste Smartphone mit unsichtbaren Rückkameras präsentiert. Beim "OnePlus Concept One" sitzen die drei Linsen und der Blitz hinter selbsttönendem Glas – das sich erst beim Start der Kamera-App durch einen elektrischen Impuls aufhellt. Die Chinesen haben das Handy, das zunächst nur als Studie gedacht ist, gemeinsam mit Sportwagenhersteller McLaren entwickelt.
Die Technik nennt sich "elektrochromes Glas". Sie kommt auch in den Glasdächern der McLaren-Luxussportwagen oder in Flugzeugfenstern zum Einsatz, die sich verdunkeln und abschatten lassen. OnePlus hatte schon zuvor beim Handy-Sondermodell OnePlus 7T Pro McLaren mit dem englischen Hersteller zusammengearbeitet. Laut Wired fiel OnePlus-Chef Pete Lau das selbsttönende Autodach bei einem Besuch der McLaren-Zentrale in Woking auf – und die Idee für die unsichtbare Smartphone-Kamera war geboren.
Lenovo: Laptop-Tastatur ohne Laptop
Die hochgelobten Tastaturen seiner ThinkPad-Laptops sind eine der großen Stärken von Lenovo, dem chinesischen Hersteller mit US-Migrationshintergrund. Nur: Wer kein ThinkPad benutzt, kann auch nicht vom exzellenten Schreibgefühl und vom praktischen roten Mouse-Nüpsel profitieren, der zentral im Keyboard sitzt. Doch das ändert sich nun. Denn Lenovo bringt seine ThinkPad-Tastatur erstmals als eigenes Zubehör auf den Markt – und macht sie damit auch für Nutzer anderer Marken oder sogar von Apple verfügbar.
Das ThinkPad TrackPoint Keyboard II soll im kommenden Sommer für rund 120 Euro erscheinen. Die externe Tastatur, so Windows Central, lässt sich per Bluetooth mit allen einschlägigen Rechnern und Tablets verbinden. Der Akku hält laut Lenovo zwei Monate durch. Bereits 15 Minuten Aufladen über den USB-C-Anschluss genügen demnach für eine weitere Woche Laufzeit.
Samsung: Neue Galaxys verwirren die Kunden
Seit dem Start des Galaxy S10 im März 2019 hat Samsung auch eine Einstiegsvariante seines Spitzenmodells im Angebot. Das Galaxy S10e ist als Konkurrenz von iPhone XR und iPhone 11 bereits um die 500 Euro zu haben. Um so verwunderlicher wirkt es jetzt, dass Samsung zwei weitere abgespeckte Versionen seiner aktuellen Top-Handys angekündigt hat, das Galaxy S10 Lite und das Galaxy Note 10 Lite. "Samsungs neue Smartphones sind zutiefst verwirrend", wundert sich The Verge. Und Engadget staunt über die neuen Modelle mit High-End-Namen und Mittelklasse-Ausstattung: "Wir haben Fragen."
Wo sich die neuen Lite-Modelle im Samsung-Modellprogramm einordnen sollen, ist derzeit noch völlig unklar. "Wir hatten tatsächlich Probleme, das Galaxy S10 Lite vom Galaxy A71 zu unterscheiden, das jetzt ebenfalls angekündigt wurde", rätselt The Verge. Die eingebaute Technik im S10 Lite und im Note 10 Lite macht die Orientierung nicht leichter. So verfügen die beiden Modelle zwar über den gleichen 6,7-Zoll-Bildschirm, aber über völlig unterschiedliche Dreifach-Kameras. Das Note 10 Lite bietet eine Kopfhörerbuchse, das S10 Lite nicht. Preise hat Samsung noch nicht bekanntgegeben. Aber vielleicht lösen die Koreaner das Rätsel im Rahmen der CES. Oder spätestens bei der Vorstellung des neuen Galaxy S11, das auch S20 heißen könnte. Sie wurde jetzt offiziell für 11. Februar anberaumt.
Die neuen Gadgets fürs stille Örtchen
Der Charmin-Bär bricht in die modernen Zeiten auf. Toilettenpapier-Hersteller Charmin präsentiert gleich drei Neuheiten der Kategorie „Braucht keiner, aber lustig“. Der Rollbot ist ein selbstfahrender Roboter, der verzweifelten Menschen Toilettenpapier ans stille Örtchen bringt, wenn ihnen der Nachschub ausgegangen ist. Wie der freundliche Helfer die Charmin-Rolle aus dem Vorratsschrank holt und dann die WC-Tür öffnet, ist laut CNET bisher aber noch unklar.
Der dufte Kumpel des Rollbot ist der SmellSense – ein geruchsempfindlicher Sensor, der schon an der Toilettentür vor dem unangenehmen Mief des Vorsitzers warnt. Wenn das WC bedenkenlos betreten werden kann, lautet das Signal "Ok". Andernfalls warnt ein "No"vor der Gefahr für die Nase. Dritte Charmin-Idee ist die AR-Brille V.I.Pee. Sie soll bei öffentlichen Veranstaltungen in der Toilettenkabine hängen. Wer zum Beispiel bei einem Konzert für kleine Mädchen oder für große Jungs muss, kann mit der Brille dennoch das Geschehen auf der Bühne weiter verfolgen. Wenn die Sicht auf den Star des Abends per AR allerdings besser ist als vom eigenen Platz aus, könnte das zu überfüllten Toiletten führen.