Dennoch ist klar: Die nächste Generation personalisierter Erfahrung muss sich anders gestalten. Es ist davon auszugehen, dass sich mehr Medien von der zweiseitigen Berichterstattung lossagen oder bewusst gegensätzliche Meinungen an Orten wie dem Facebook-Newsfeed oder bei Artikel-Empfehlungen auf Nachrichten-Seiten platzieren.

3. Kennzahlen über die Nutzeroberfläche hinaus

Traditionell wird beim Messen von Nutzererfahrungen erfasst, wie viel Zeit der Nutzer auf einer Seite verbringt, wie er sich durch Seiten bewegt oder an welcher Stelle der Nutzer den Kaufvorgang abbricht. Da allerdings immer größere Teile des Erlebnisses über das Digitale hinausgehen – und das Erlebnis zum eigentlichen Produkt wird – werden Unternehmen 2017 anfangen, erlebnisbezogene Kennzahlen, wie beispielsweise den positiven Einfluss auf das Leben des Nutzers, zu erfassen.

Snapchat Spectacles ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie ein Unternehmen es schaffen kann, ein digitales Produkt nahtlos in das Leben von Nutzern zu integrieren. Das moderne Accessoire hat die Art, wie Nutzer mit Snapchat interagieren, optimiert – und das sogar ohne dafür ein Smartphone verwenden zu müssen. Da dem Nutzer ein Mehrzweck-Objekt zur Verfügung gestellt wird, das es einfach und unkompliziert macht, Erlebnisse mit Freunden zu teilen, beeinflusst es ihn positiv. Hier sind in diesem Jahr einige spannende Erkenntnisse zu erwarten.

4. Weitere UX-Jobs und mehr Spezialisierung

UX war schon immer ein breit aufgestelltes Berufsfeld. Obwohl in vielen Stellenausschreibungen noch immer nach einem UX/UI-Designer gesucht wird, steigt gleichzeitig der Bedarf an fachspezifischen Qualifikationen. Während in der Vergangenheit die Spezialisierung hin zu UX-Disziplinen wie CRO (Conversion Rate Optimierung) und IA (Information Architecture) ging, bewegt sich der Trend nun in Richtung neuer Technologien wie Virtual Reality, künstliche Intelligenz, sowie Gesundheit und Fitness.

Da das Erlebnis zum Produkt wird, müssen Unternehmen lernen, dass UX nicht nur die Aufgabe der UX-Designer ist, sondern dass jeder Mitarbeiter UX lernen sollte, um verschiedene Ziele während der Entwicklung des Nutzererlebnisses in die eigene Hand nehmen zu können. Jeder, der eine Rolle in der Entwicklung von an Nutzer gerichtete Elementen spielt, ist Teil des UX-Teams.

5. UX als Führungspraxis

Viele Unternehmen sehen den Nutzen und die Wichtigkeit von UX-Design bei den dem Kunden angebotenen Produkten und Dienstleistungen. Was 2017 – und darüber hinaus - aber noch vorherrschender werden wird, ist die Wichtigkeit von UX-Design für die Mitarbeiter von Unternehmen. Diese Führungspraxis wird dazu führen, dass Führungskräfte sich besser in ihre Mitarbeiter hineinversetzen und in deren Nutzererlebnis hineinfühlen können: Kritisches Hinterfragen des Mitarbeiter-Erlebnisses, wenn diese Ideen äußern, wenn sie beginnen, diese auszuführen und sogar, wenn sie dabei scheitern. Diese Erfahrung wird einen großen Einfluss auf die Motivation von Mitarbeitern haben, Innovationen in alle Aspekte des Geschäfts einzubringen.

Raffalea Rein ist CEO und Mitgründerin von Career Foundry. Das Startup bietet Online-Weiterbildung zum Thema Webdesign und Usability an. Vor CareerFoundry hat sie Unternehmen für Rocket Internet und Axel Springer aufgebaut und als Investmentstrategin für BlackRock gearbeitet.


Autor: W&V Gastautor:in

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