Das Entscheidende sei die Kombination aus Drohne und Abwurfeinrichtung, erklärte der Projektkoordinator des Clusters, Frank Schmitt. "Fest steht: Es geht technologisch." In der Praxis komme es aber auch auf die Zahl der Zeitungen und ihr Gewicht sowie die Entfernung an, die die Drohne zurücklegen muss. In Lödla sei das kein größeres Problem, in Ponitz jedoch müsse die Zeitungsdrohne eine weitere Strecke zu den Abonnenten zurücklegen und auch Windräder umfliegen, erläuterte Schmitt. Bis Jahresende - dann endet die Förderung - soll die Zustellung bei ausgewählten Haushalten demonstriert werden können.

Bestückt werden die Drohnen dann auch mit der Ostthüringer Zeitung. "Die Zustellung im ländlichen Raum ist teurer, weil die Wege weiter sind und für die gleiche Zahl Zeitungen mehr Zeit benötigt wird", sagte Chefredakteur Jörg Riebartsch. Neben der rückläufigen Bevölkerungszahl sei es zudem immer schwieriger, überhaupt Zusteller zu finden, die morgens Zeitungen austragen. Zwar wachse der Zuspruch für digitale Angebote massiv, doch seien E-Paper und digitaler Journalismus nicht für jeden eine Alternative. Riebartsch betonte: "Es gibt Menschen, die möchten nicht auf ihre gedruckte Zeitung verzichten."

Der Leiter Verlagswirtschaft beim Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) in Berlin, Christian Eggert betonte: "Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen, um unsere Kunden auch in Zukunft mit Zeitungen beliefern zu können." Drohnen könnten da ein Baustein sein. Die Zustellung einer Tageszeitung koste im Schnitt etwa 52 Cent, erklärte Eggert. "Wir haben viele Abonnenten im Bestand unserer Zeitungen, die in der Zustellung extrem teuer sind und bei denen die Kosten pro Zeitung deutlich höher liegen." Etwa Menschen, die auf abgelegenen Höfen wohnen. Gerade hier könnten Drohnen helfen. "Das ist nichts für städtische Bebauung oder Reihenhaussiedlungen", betonte der Experte.

Der Einsatz dürfte sich ihm zufolge künftig nur rechnen, wenn die Drohnen autonom auf festgelegten Routen fliegen und ein Lotse am Bildschirm viele gleichzeitig überwachen kann. Auch die Akzeptanz der Menschen vor Ort sei ein wichtiger Punkt. Denn wie werden Anwohner reagieren, wenn morgens ein solches - derzeit nicht gerade leises - Fluggerät um ihr Haus schwirrt?

Praxistest für Drohnen-Zustellung in Köln

Solche Fragen beschäftigen seit einiger Zeit auch Johannes Heinen, Co-Geschäftsführer des Heinen-Verlages, der die Kölnische Rundschau herausgibt. ”Entscheidend sind der Autonomiegrad und die Akzeptanz in der Bevölkerung während eines Praxistests.“ Heinen hat nach eigenen Angaben ein Behälter-Magazin für bis zu 30 Zeitungen entwickelt und zum Patent angemeldet. Damit sollen künftig Drohnen bestückt werden. ”Die Idee ist, das künftig auch anderen Verlagen in Deutschland anzubieten“, sagt er. Im Mai steht nun ein erster Test unter realen Bedingungen mit einigen wenigen Haushalten auf dem Land an; ist der erfolgreich könnten die Zustellung aus der Luft im Sommer auf weitere Haushalte ausgedehnt werden. Die Zeitungen würden dann verpackt aus etwa drei Metern Höhe über Garten oder Terrasse der Abonnenten abgeworfen.

Im Altenburger Land ist jetzt schon klar, dass Folgeprojekte nötig sein werden, um zu einem möglichen dauerhaften Einsatz unter realen Bedingungen zu kommen, wie Schmitt betont. ”Damit diese Drohnen wirtschaftlich betrieben werden können, braucht es außer der Zeitung noch andere Einsatzbereiche.“

Schon seit Jahren gehen in Deutschland die Auflagen der gedruckten Zeitungen zurück. Verlage beklagen zugleich gestiegene Zustellkosten, auch wegen des Mindestlohns. Die rund 100 000 Zusteller sind bei Zeitungsverlagen überwiegend als geringfügig Beschäftigte angestellt. Im zweiten Quartal 2019 wurden jeden Tag mehr als 10 Millionen Exemplare von über 300 Lokal- und Regionalzeitungen verkauft.

Der Bundestag hatte Ende November mit den Stimmen der Koalition aus Union und SPD beschlossen, die Zustellung von Tageszeitungen und Anzeigenblättern im Jahr 2020 mit 40 Millionen Euro zu fördern. Allerdings ist das Geld des Bundes gesperrt, bis ein konkretes Konzept vorliegt. Das Ganze soll eine Hilfe bei der Transformation hin zu digitalen Unternehmen sein und die lokale Vielfalt der Medien sicherstellen.

Andreas Hummel, dpa