
VDZ Trendstudie 2018:
"Die Finanzierung von digitalem Journalismus bleibt eine Herausforderung"
Wachsende Reichweiten, mangelnde Monetarisierung: Die Onlineangebote der Verlage werden gern genutzt. Online-Journalismus zu finanzieren, bleibt aber eine Herausforderung.

Foto: Christoph Born / W&V
Printmedien sind in deutschen Zeitschriftenhäusern nach wie vor das profitabelste Einkommensstandbein, aber eines das immer kürzer wird. Zwar erwirtschaften die deutschen Zeitschriftenverleger mit 14,8 Milliarden Euro trotz abschmelzender Auflagen einen stabilen Gesamtumsatz (Fach- und Publikumsmedien zusammengerechnet). Abo und Kioskverkauf sowie Anzeigenumsätze von Printtiteln stehen aber inzwischen nur noch für 57 Prozent der Gesamtumsätze in den Verlagen. 2018 soll der Anteil auf 55 Prozent sinken.
In Zahlen heißt das: 3,4 Milliarden Euro brutto (-1,6 Prozent) spülte das Anzeigengeschäft 2017 bei den Publikumszeitschriften in die Kassen, Kioskverkäufe und Abos steuerten 2,7 Milliarden Euro zum Gesamtumsatz bei. Diese Zahlen stellte der Stephan Scherzer, Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) in Berlin vor. Die gedruckte Fachpresse muss bei der Vermarktung noch mehr Federn lassen: Deren Anzeigengeschäft schrumpfte um 4,8 Prozent auf 396 Millionen Euro.
"Verleger halten viele Bälle in der Luft"
In der VDZ-Trendumfrage 2018 erwarten die Verleger für ihre Printmedien einen weiteren Rückgang bei Anzeigen (1,8 Prozent) und Vertrieb (1,7 Prozent) - bei insgesamt stabilen Gesamtumsätzen. Das digitale Geschäft (Banner, E-Commerce, Rubriken, Search und Paid Content zusammengenommen) soll um 7,5 Prozent steigen. Die Hälfte der Verlage will in zusätzliche redaktionelle Digital-Angebote investieren.
Trotz des Wachstums steuert das Digitalgeschäft auch 2018 nur 21,5 Prozent zum Gesamtumsatz bei, so die Erwartung der Verleger. Weitere 23,5 Prozent verdienen die Häuser über zusätzliche Geschäftsfelder (Datenbank-Services, Leadgenerierung, Konferenzen). "Die Finanzierung von digitalem Journalismus bleibt eine Herausforderung", sagt Scherzer. Inzwischen gebe es mehr als zehn verschiendene Umsatzströme im Verlag. "Als Verleger hält man heutzutage viel mehr Bälle in der Luft", so der VDZ-Hauptgeschäftsführer.
In diesem Bereichen erwarten die Verleger 2018 Umsatzwachstum:
Aber auch in Printtitel wollen die Verlage weiter investieren. Spitz statt breit heißt hier die Devise, also eher das Kuschelmagazin Hygge als ein neuer Stern. 27 der Verlage planen neue periodische Titel, das Gros der Neuerscheinungen werden aber eventbezogene Sonderausgaben stellen, zum Beispiel rund um die herannahende Fußball-WM. 46 Prozent der Verlage haben Einmal-Pläne in der Tasche.
Zusammenrücken statt Fighten
Angesichts des erdrückenden Wettbewerbs durch die Tech-Plattformen rücken die Verlage merklich zusammen, wo sie sich früher kaum das Schwarze unter dem Fingernagel gegönnt haben: In den Vertriebsverhandlungen mit dem Grosso fand sich eine verlagsübergreifende Verhandlungskoalition zusammen. Bauer, Funke und Burda wollen Pläne für eine gemeinsame Anzeige- und Vertriebsallianz umsetzen.
Beim VDZ selbst bleibt indes die (Finanz)lücke, die Bauer, G+J, Spiegel, Zeit und Medweth mit ihren Austritten hinterlassen haben. Frohe Rückkehrer-Botschaften kann Scherzer einstweilen nicht verkünden.