
Zeitschriftenverlage:
Durchbruch im Grosso-Streit
Nach langem Ringen haben sich Bauer, Burda, G+J, Klambt, Spiegel und Springer mit Grossisten auf neue Konditionen im Pressevertrieb geeinigt.

Foto: C.R. Renner
Das Ringen um neue Spielregeln und Konditionen zwischen Verlagen und Pressegrosso ist beendet. Die deutschen Zeitschriftenverlage haben sich mit dem Pressegrosso auf neue Verträge geeinigt. Dies teilten die Verhandlungskoalition der sieben Großverlage Bauer, Burda, Gruner + Jahr, Klambt, Spiegel und Axel Springer und der Bundesverband Pressegrosso in einer gemeinsamen Presseerklärung mit.
Die neuen Konditionen treten im März in Kraft und gelten wie bisher fünf Jahre. Eine Ausnahme macht der Berliner Springer-Verlag. Für seine Zeitungstitel Bild und Welt hat er nur eine Vereinbarung für die Dauer von drei Jahren geschlossen.
Kern der neuen Vereinbarungen ist ein differenziertes Kostensystem. Titel, die am Kiosk nur wenig Umsatz machen, sollen künftig höhere Margen an die Grossisten zahlen. Die Regel zielt auf Blätter mit niedrigeren Auflagen, die ihren Umsatz eher mit Anzeigenerlösen erzielen – aber für Grossisten den gleichen Aufwand bedeuten. Die neue Vereinbarung schaffe "konditionellen Rahmenbedingungen, damit der Systembeitrag einzelner Zeitschriftentitel und ihre jeweils verursachten Kosten gerechter verteilt werden können", heißt es in der Erklärung vom Donnerstag.
Gemeinsam das System reformieren
Der Einigung war ein fast ein Jahr lang dauerndes hartes Ringen vorangegangen. Die Verlage hatten zwischenzeitlich mit der Einführung einer eigenen Handelsdistribution gedroht, um den Druck zu erhöhen.
Die Vereinbarung gilt für die gesamte Verlagsbranche und nicht nur für die sieben Großverlage. Nach der Kartellrechtsreform 2013 war die Verhandlungskoalition, die für 75 Prozent des deutschen Zeitschriftenmarkts steht, möglich geworden.
Gemeinsam wollen beide Seiten nun das System weiter reformieren und "einen gemeinsamen Weg in ein noch effizienteres und damit zukunftsweisendes Vertriebssystem für Presseprodukte in Deutschland finden", so die Erklärung. Den "strukturellen Veränderungsprozess des Presse-Grosso" wollen die Verlage "konstruktiv und partnerschaftlich unterstützen". Dies dürfte wohl bedeuten, dass es mittelfristig künftig weniger Pressegrossisten gibt.
"Das vermutlich beste Pressevertriebssystem der Welt bereit machen"
Man wolle das "vermutlich beste Pressevertriebssystem der Welt bereit machen für die völlig veränderten Märkte des 21. Jahrhunderts", erklärt Burda-Vorstand Philipp Welte. "Wir wollten sicherstellen, dass die Menschen in Deutschland auch in Zukunft überall den freien Zugang zu unseren journalistischen Produkten haben, weil wir darin unseren essenziellen Beitrag zum gesunden Pluralismus unserer Republik sehen.“
Frank Nolte, erster Vorsitzender des Bundesverbandes Presse-Grosso, erklärt: "Die neuen Anforderungen können die Marktpartner nur gemeinsam bewältigen. Die nun geschaffene Planungssicherheit ist eine wichtige Grundlage, um strukturelle Anpassungen vornehmen zu können und das Pressevertriebssystem für alle Partner diskriminierungsfrei und leistungsstark zu halten."