
Pitch-Procedere:
"Gefährliche Botschaft an die Branche"
Rckt-Geschäftsführerin Karolin Hewelt hält wenig von den Empfehlungen der Pitchtrainerin Donna Heizer. Sie hält mit klaren Statements dagegen und fordert mehr Wagemut im Pitch. Ihre Entgegnung.

Foto: Rckt
Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Bald nachdem Donna Heizers Artikel über Fehler beim Pitchen auf wuv.de erscheinen war, meldete sich die Berliner Kreativagentur Rckt. Und protestierte. Ihrer Meinung nach sind Heizers Empfehlungen eine "gefährliche Botschaft an die Branche". Karolin Hewelt, Cogründerin und Geschäftsführerin bei der Agentur, erklärt, weshalb.
Bei Donna Heizer heißt es, Agenturen sollten vor allem prüfen, ob eine Pitchteilnahme überhaupt sinnvoll ist.
"Agenturen sollten mutig und selbstbewusst in Pitches gehen und auch Dinge ausprobieren. Gerade heute, wo Kommunikation immer komplexer wird, muss man sich auch im Rahmen eines Pitches an neue Kompetenzen und Inhalte heranwagen. Wir können nicht nur Pitches annehmen, in denen wir uns zu 100 Prozent in unserer Komfortzone bewegen. Unsere Branche braucht auch den Raum zum Experimentieren und wenn eine Gelegenheit dafür besonders geeignet ist, dann doch der Pitch."
Agenturen müssen in der Lage sein, eine tiefere Business-Relevanz zugeschnitten auf den Business-Purpose der Kunden zu entwickeln.
"Unsere Erfahrung in Pitches zeigt, dass sich Kunden in eine gemeinsame Idee verlieben und diese am Ende kaufen. Ein tiefes Verständnis des Kunden erfolgt dann im Laufe eines Projektes. Per se auf die Strategie und die Herleitung als Kernelement (Unfair Advantage) im Pitch zu verweisen, greift schlichtweg zu kurz und ist sehr defensiv gedacht. Die Strategie bildet vielmehr eine belastbare Basis, auf die mit überzeugenden Maßnahmen aufgebaut werden muss. Hier unterscheidet sich die Pflicht von der Kür beziehungsweise Theorie von der Praxis."
Es gehe auch darum, die eigenen Interessen erstmal zurückzustellen und den Kunden und sein Geschäft ganzheitlich zu verstehen.
"Agenturen sollten niemals ihre eigenen Interessen zurückstellen, die meist darin bestehen, exzellente Kommunikation zu schaffen und einen guten Case zu entwickeln. Das gelingt natürlich nur mit einem zufriedenen Kunden. Dazu braucht es den Schulterschluss und eine gemeinsame Vision für das Projekt. Wir kommen nur zu einem optimalen Ergebnis, wenn sowohl Agentur als auch Kunden ihre Interessen verfolgen."
Tools, um unter anderem herauszufinden, welche Bedürfnisse der "Mensch" hinter dem potenziellen Auftraggeber hat.
"Um im Pitch erfolgreich zu sein, stellen wir nicht den Auftraggeber selbst, sondern vor allem seine Zielgruppen und Stakeholder in den Vordergrund. Wirklich zu verstehen, was eine Zielgruppe bewegt, führt zu erfolgreicher Kommunikation. Im Pitch-Termin dem Gegenüber empathisch und auf Augenhöhe zu begegnen, versteht sich von selbst."