
Mangelnde Diversität:
"Golden Globes" unter Druck
Seit 1944 werden in Los Angeles die "Golden Globes" vergeben. Doch jetzt wird die Kritik immer lauter. Dem Hollywood Film Verband wird vorgeworfen, sexistisch, homophob und rassistisch zu sein.

Foto: HFPA
Wirbel um die "Golden Globes": Preisträger Tom Cruise, 58, soll Medienberichten zufolge seine drei Globe-Trophäen an den Verband HFPA (Hollywood Foreign Press Association) zurückgegeben haben. Cruise hatte die Preise für seine Rollen in "Geboren am 4. Juli" (1990), "Jerry Maguire - Spiel des Lebens" (1997) und "Magnolia" (2000) gewonnen. Aus der Branche kommt Lob für die Aktion. "Selma"-Regisseurin Ava DuVernay twitterte, mit der Rücksendung habe Cruise ein deutliches Zeichen gesetzt gegen die "sexistischen, homophoben und rassistischen Praktiken von Ausschließung, Schikane und Voreingenommenheit" des Verbands Front zu machen.
Auch der Haussender der Globes, NBC, goss weiteres Öl ins Feuer. Er teilte mit, die Globe-Gala im Jahr 2022 nicht auszustrahlen. Die HFPA müsse größere Reformen umsetzen, heißt es von dort. Nach entsprechenden Veränderungen sei man aber bereit, die Gala im Januar 2023 wieder zu zeigen. Die HFPA zeigten sich zugänglich für die Kritik und versprach in einer Mitteilung, die "längst überfälligen" Veränderungen durchführen zu wollen. So sollen Diversitäts-Berater engagiert, die Mitgliederbasis erweitert und ein neuer Vorstand gewählt werden.
Fehlende Diversität und intransparente Mitgliedschaftskriterien
Der HFPA werden unter anderem fehlende Diversität und intransparente Mitgliedschaftskriterien vorgeworfen. Ein zentraler Kritikpunkt: Der Preis-Jury von Auslandsjournalisten gehören keine Schwarzen an. Die knapp 90 Mitglieder hatten bereits in der vergangenen Woche Reformen versprochen, so etwa die umgehende Aufnahme zwanzig neuer Mitglieder, vorrangig Afroamerikaner. Innerhalb von 18 Monaten soll die Zahl der Mitglieder verdoppelt werden. Auch soll es neue Richtlinien geben, etwa in Bezug auf Einladungen zu Filmevents. Die Annahme von Werbegeschenken wäre künftig verboten.
Stars wie Scarlett Johansson und Mark Ruffalo sowie wichtige Firmen in Hollywood kritisierten die angekündigten Neuerungen allerdings als unzulänglich. Die Schauspielerin machte öffentlich, dass sie bei Pressekonferenzen der HFPA häufig sexistische Fragen gestellt bekommen habe. "Das ist exakt der Grund, weshalb ich es seit vielen Jahren ablehne, an deren Konferenzen teilzunehmen", erklärte sie im Gespräch mit "Variety".
Netflix und Amazon kündigten an, die Zusammenarbeit mit dem Verband weiter ausgesetzt zu lassen. Auch die "Time's Up"-Organisation gegen Diskriminierung und ein Zusammenschluss von wichtigen PR-Firmen gingen zuletzt auf Abstand.
Die Globe-Absage des Senders NBC am Montag wurde nun von der "Time's Up"-Bewegung als großer Erfolg gefeiert. "Dies ist ein entscheidender Moment für Hollywood", hieß es in einer Mitteilung. Das gemeinsame Vorgehen gegen die "mächtigen, aber stark fehlerhaften" Auszeichnungen zeige, dass man tatsächlich gerechtere Bedingungen erwirken könne: "In jeder Branche und Einrichtung und quer durch die Gesellschaft".