
Tourismus-Marketing:
"Grauslich und rassistisch": Linz polarisiert mit Video
In Linz laufen der Bürgermeister, die Gastronomen und die Hoteliers Sturm gegen ihren Tourismusverband Linz Tourismus. Eine aktuelle Kampagne positioniert die Stadt als "ein bisschen rassistisch" und "grauslich".

Foto: Linz Tourismus
Wenn man Sprüche hört wie "Linz ist ein bisschen rassistisch" oder "Linz ist grauslich" würde man auf den ersten Blick nicht darauf kommen, dass sich dahinter eine Werbekampagne verbirgt. Doch der Tourismusverband Linz Tourismus will mit derartigen Plakaten, einem Video in sozialen Netzwerken und einem Kinospot den Tourismus in Linz ankurbeln. Der Bürgermeister der Stadt, Klaus Luger, erfuhr erst aus den Medien von der Kampagne - und ist entsetzt. "Das ist nicht mein Linz", sagt er. Auch Gastronomen und Hoteliers befürchten einen massiven Imageschaden.
Wie der ORF berichtet, gibt es bereits seit zwei Jahren zunehmend Konflikte mit dem Tourismusverband. Die "misslungene Kampagne" sei nur ein weiterer Vorfall in einer Reihe von Auseinandersetzungen. Die FPÖ droht dem Tourismusverband gar mit Förderkürzungen, wenn der Linz Tourismus nicht einlenkt und die Kampagne stoppt. Der freiheitliche Stadtrat Markus Hein verlangt volle Transparenz, "wie viel Linzer Steuergeld verschwendet wurde."
Der Tourismusverband verweist auf das Kleingedruckte unter den Plakaten. Dort steht unter dem Slogan "Linz ist lost" beispielsweise: "Ganz recht. Aber wo genau. Wer will, kann sich in Linz jedenfalls vorzüglich verlieren. Im Ars Electronica Center. Im Trubel des Linzer Festivals. Oder in den zahlreichen Museen der Stadt. Denn: Linz ist Linz." Darüber hinaus würden die Botschaften in Interviews mit Linzerinnen und Linzern thematisiert und mit Humor und Augenzwinkern kommentiert.
Ab Mitte August werden die Plakate und Postkarten in der Tourist Information auf dem Hauptplatz kostenlos ausgegeben.
"Wir sind bewusst neue Wege gegangen, wollen mit dieser neuen Ehrlichkeit vor allem neugierige Touristen, die abseits der Trampelpfade unterwegs sind und eine Stadt erleben wollen, wie sie ist, ansprechen", meinte Tourismusdirektor Georg Steiner. Zudem sei es ein Zeichen gegen Klischees und Kitsch.
In dem knapp drei Minuten langen Film, der binnen kurzer Zeit 150.000 Views alleine bei YouTube erreichte, kommt die mit 200.000 Einwohnern drittgrößte Stadt Österreichs zumindest vordergründig nicht sehr vorteilhaft weg.
Statt schöner Seiten werden die Bausünden, statt schicker Restaurants die Fast-Food-Imbisse gezeigt. Zu sehen sei "das etwas andere Österreich" ohne Schnickschnack und Klischee.
Die Stadt ist seit Jahrzehnten von Industrie geprägt. Viele Kommentare im Internet fielen trotz oder gerade wegen des ungeschönten Blicks sehr positiv aus.
Hier der Spot: