
ProSiebenSat.1:
"US-Fiction immer weniger für deutsches TV geeignet"
"Local, live und relevant". Warum Wolfgang Link, TV-Chef von ProSiebenSat.1, weniger US-Serien zeigen will und stärker auf Eigenproduktionen setzt.

Foto: P7S1
Von Montag an findet wieder die Fernsehmesse Mipcom in Cannes statt. TV-Manager aus aller Welt werden erwartet. Unter ihnen: Wolfgang Link, Vorsitzender der Geschäftsführung der ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH.
Während Link und Chefeinkäufer Rüdiger Böss in den vergangenen Jahren den Fokus auf US-Ware gelegt haben, findet in Unterföhring ein Umdenken statt. Link will in Zukunft mehr Produktionen bringen, die auf den deutschen Markt zugeschnitten sind.
"Serielle Fiction made in USA ist leider immer weniger für den deutschen Massenmarkt geeignet", sagt Wolfgang Link. "Die USA sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt und produzieren weniger mit Fokus auf den internationalen, sondern stärker für den amerikanischen Markt", so der Senderverantwortliche im W&V-Interview. Dort zählen vor allem Themen wie das Justiz-System oder Einwanderungsprobleme durch Afroamerikaner und Hispanics.
Jetzt heißt es also umschichten bei der deutschen TV-Familie. "Der Anteil an lokalen Inhalten soll mittelfristig über 50 Prozent auf den großen Sendern ausmachen", sagt Link. Dabei werde Sat.1 der Sender "mit den meisten Eigenproduktionen sein", betont Link. Schon heute liege der Anteil bei etwa 80 Prozent.
"Wir brauchen eine einheitliche Videowährung"
Außerdem gibt es noch eine andere Baustelle, die Link beschäftigt: Es braucht endlich eine belastbare Gesamtreichweite - die einheitliche Videowährung für TV und Onlineverbreitung ist Wolfgang Links größtes Sorgenkind. "Ich hoffe und bete, dass die AGF das in diesem Jahr noch hinbekommt", sagt Link. Bis Jahresende sollen die ersten internen Tests laufen, und 2019 soll es erstmals offiziell belastbare Zahlen geben.
Dann wird auch die große Video-on-Demand-Plattform starten, an der ProSiebenSat.1 und Discovery in einem Joint-Venture arbeiten. Wie schon CEO Max Conze lädt auch Link alle deutschen TV-Sender ein, sich dieser Plattform anzuschließen.
"Ich glaube, dass im Bereich VoD Alleingänge eher schwierig sind. Wenn wir Netflix und Amazon etwas entgegensetzen wollen, dann wären wir sehr gut beraten, wenn sich alle deutschen TV-Sender zusammenschließen", appelliert Link an die Gattung.
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