
Publicis-CEO Arthur Sadoun:
"Wir sind die einzige Branche, die noch arbeitet wie vor 20 Jahren"
Mit seinem kompromisslosen Digitalisierungskurs sorgt der der neue Publicis-Chef Arthur Sadoun für viel böses Blut. Zu stören scheint ihn das nicht.

Foto: Publicis
Es war eines der wichtigsten Gesprächsthemen bei den diesjährigen "Cannes Lions": Der neue Publicis-CEO Arthur Sadoun spart sich künftig die Teilnahme an Kreativpreisen und steckt das Geld dafür lieber in eine gruppenweite AI-Plattform namens "Marcel". Beim jährlichen Lunch der "Incorporated Society of British Advertisers" erklärte Sadoun laut eines Berichts von Adage.com, dass Marcel vor allem junge Talente fördern soll. Über das System soll ein junger Kreativer in Sao Paulo beispielsweise die Möglichkeit erhalten, an einer Super-Bowl-Kampagne, die in New York entwickelt wird, mitzuarbeiten.
"Eigentlich wollte ich Sie feuern"
Schon heute wirke sich Marcel positiv auf die Gruppe aus, betonte Sadoun und erzählte die Geschichte von einem großen Kunden, zu dem die Beziehung mit den Jahren etwas schwierig geworden sei. "Der Marketer wollte Publicis eigentlich feuern", schilderte Sadoun die Situation. Doch dann habe er angerufen und gesagt: "Ich sehe, was Sie in Cannes gemacht haben und ich gewinne den Eindruck, dass Sie Fortschritte machen. Ich gebe Ihnen weitere sechs Monate."
An Sadoun selbst scheint die Kritik, die es in der Branche hagelt, spurlos abzuperlen. "Es ist mir egal, wie lang ich bleibe. Wir sind dazu berufen, Dinge zu verändern. Ob wir erfolgreich sind, weiß ich nicht. Wir glauben, wir haben gegenüber unserer Branche eine große Verantwortung. Und es ist unglaublich, zu sehen, dass wir noch genauso arbeiten wie vor 20 Jahren. Schauen wir Omnicom an oder WPP. Jetzt machen wir Technologie zum Kern unseres Geschäftsmodells. Wir sind die einzige Dienstleistungsbranche, die das noch nicht versucht hat."
Sadoun ist seit dem 1. Juni im Amt. Hier seine Antrittsrede auf Youtube: