Sie senden also keine Video-Clips, sondern richtige Formate?

Unsere Formate sind zwischen drei und 25 Minuten lang. Manche laufen ganzjährig, einige sehr aufwändige Formate zeigen wir ähnlich wie TV-Serien in Staffeln. Wir adaptieren Fernsehgenres wie Talk, Quiz und Kochshows mit unserer Themenprägung und erweitern sie um interaktive Elemente. Der Austausch mit der Community spielt in unserem Konzept eine enorm wichtige Rolle. Darüber hinaus produzieren wir eigene Comedy-Formate.

Also eine Bewegtbildoffensive, die in Richtung Fernsehen zielt?

Wir sind keine Konkurrenz zum TV, das würde Verdrängung bedeuten, digital ist aber Platz für alle da. Alternative ist das bessere Wort, denn TV behandelt das zentrale Interesse unserer Zielgruppe – digitale Popkultur – entweder gar nicht oder nur stiefmütterlich.

Der Content ist vorhanden, bietet sich dann nicht auch ein Print-Format zu High5 an?

Der Channel wird inhouse von einem Team aus fünf Leuten befüllt. Ein Print-Pendant ist nicht geplant. Das Publikum des Kanals ist nicht printaffin.

Sie leben mit ihren Magazinen vor allem vom Printgeschäft. Welche Rolle spielt das YouTube-Engagement?

IDG Entertainment macht rund 40 Prozent seiner Umsätze bereits online, wir leben schon lange nicht mehr vor allem von Print. Den größten Teil des Online-Umsatzes machen unsere eigenen Marken, allen voran Gamestar.de mit aktuell 2,4 Millionen Unique Usern (AGOF) und monatlich rund vier Millionen Video-Abrufen. Unser YouTube-Engagement ist ein wichtiger Baustein unserer Online-Strategie und besteht nicht nur aus High5. Der YouTube-Kanal von GameStar erreicht monatlich sieben Millionen Aufrufe, darüber hinaus betreiben wir ein Netzwerk von gegenwärtig rund 85 Partnerkanälen. Insgesamt blicken wir netzwerkweit auf eine monatliche Gesamtreichweite von über 100 Millionen Videoabrufen und auf über 3,5 Millionen kumulierte YouTube-Abonnements.

Warum ein so genannter Original Channel?

Original Channels ist ein Programm, das YouTube vergangenes Jahr zunächst in den USA aufgelegt hat, um Videoproduzenten bei der Erstellung neuer originärer Inhalte zu unterstützen. Im Oktober wurde auf der Mipcom in Cannes dann die Ausweitung auf Europa angekündigt. Seit Ende November gibt es nun in Deutschland 13 Kanäle. Für uns ist das eine tolle Gelegenheit, bei der Entstehung von etwas Neuem von Anfang an dabei zu sein.

Wie kommen Sie als Fachverlag zu einem Original Channel?

Wir verstehen uns nicht als Fachverlag, wir sind ein Service-Unternehmen, das mit Medien-Inhalten informieren und unterhalten will. Dabei verlagert sich der Schwerpunkt zunehmend von der Kaufberatung hin zur Unterhaltung. Wir arbeiten durch unser Netzwerk seit geraumer Zeit eng mit YouTube zusammen, daher war eine Kooperation bei den Original Channels für uns naheliegend.


Autor: Katrin Otto

ist Expertin für Medien. Sie schreibt über Radio, Außenwerbung, Kino, Film und und natürlich Podcast und Streaming. Privat ist sie gern auf Konzerten, im Kino oder im Wasser.